To Screen or not to Screen

Häufigkeit von Intervallkarzinomen im deutschen Mammographie-Screening-Programm: Auswertungen des Epidemiologischen Krebsregisters Nordrhein-Westfalen

heißt die interessante Arbeit, die im Deutschen Ärzteblatt erschienen ist. Zu lesen unter:

http://www.aerzteblatt.de/archiv/132472/Haeufigkeit-von-Intervallkarzinomen-im-deutschen-Mammographie-Screening-Programm-Auswertungen-des-Epidemiologischen-Krebsregisters-Nordrhein-Westfalen

Brustkrebs-Screening soll das Leben von Frauen verlängern. Hierbei werden beide Mammae gesunder beschwerdefreier Frauen geröntgt, um einen bösartigen Tumor möglichst klein und früh zu entdecken. Die meisten Ärzte gehen davon aus, dass eine Frau mit einem Mammakarzinom in diesem frühen Zustand eher geheilt werden kann. Eine zunehmende Zahl von Wissenschaftlern bezweifelt die Vorteile des Screening. Selbst Befürworter des Screening gehen davon aus, dass wegen fehlender Gelder die „Vorsorge“-Untersuchung innerhalb einer Dekade aufgegeben sein wird.

Der Artikel zeigt die Qualität der Screening-Untersuchungen beim Brustkrebs. Es geht hier nicht darum, wie viel Lebensqualität oder –quantität durch Screening gegenüber dem Nicht-Screening gewonnen wird, sondern wie zuverlässig das Screening selber ist.

Das ernüchternde Ergebnis aus Nordrhein-Westfalen gilt als überragend gut.

Die Qualität der Screening-Untersuchungen wird an Hand der übersehenen Befunde gemessen. Screening- Untersuchungen finden alle zwei Jahre statt. Die Methode wäre 100% sicher, wenn zwischen den Screening-Untersuchungen keine weiteren Brustkrebse entdeckt werden würden, was in einem biologischen System nicht möglich ist. Die zwischen zwei Screening-Untersuchungen gefundenen Mammakarzinome werden „Intervallkarzinome“ genannt.

Folgende wichtige Ergebnisse konnten dokumentiert werden.

Das Verhältnis Screening-Karzinome : Intervallkarzinome = 3,5 : 1 (Durchschnitt)

Der Anteil relativ gutartiger, weniger lebensbedrohlicher nicht-invasiver Karzinome (Tis, Tumor in situ) liegt bei Screening-Karzinomen bei 19,1 %, bei Intervallkarzinomen fällt er auf 7,5%

Das Verhältnis Tis-Screening-Karzinome : Tis-Intervallkarzinome = 9 : 1 (höher als der Durchschnitt)

Der Anteil fortgeschrittener T2-T4 Karzinome liegt bei Screening-Karzinomen bei18,5 %, bei Intervallkarzinomen steigt er auf 44%

Das Verhältnis T2-T4-Screening-Karzinome : T2-T4-Intervallkarzinome = 1,5 : 1 (niedriger als der Durchschnitt).

Was bedeuten diese Zahlen?

Auf 3,5 während des Screening entdeckte Karzinome kommt 1 weiterer bösartiger Intervalltumor, der zwischen zwei Screening-Untersuchungen innerhalb von zwei Jahren festgestellt wird.

Beim Screening werden signifikant mehr relativ gutartige, im Intervall signifikant mehr relativ bösartige Tumore diagnostiziert.

Das Screening ist eine Methode, die eine Malignisierung (zunehmende Bösartigkeit) der nicht-entdeckten Karzinome bedingt.

Eine Frau, die das Screening unbeschadet ohne Tumorbefund übersteht, muss damit rechnen, dass der Tumor, welcher innerhalb von zwei Jahren nach der Screening-Untersuchung festgestellt wird, signifikant bösartiger sein wird.

22%, mehr als ein Fünftel der Tumore der Mamma werden beim Screening nicht entdeckt. Die Autoren des Artikels halten diese Zahl für ein ausgezeichnetes Ergebnis. Ein Zugfahrkartenkontrolleur wird mit solch einer Erfolgsquote entlassen.

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