Brave New Faith: habemus deum

Japaner trauern um Tausende ihrer Toten, die vor zwei Jahren durch Erdbeben mit Tsunami aus dem Leben gerissen wurden. Deutsche Atomkraftgegner erinnern an zerstörte Kernkraftwerke in Fukushima. Da der größte anzunehmende Unfall (GAU) eines AKW unglücklicherweise bisher keine Toten erzeugte, verdrängen AKW-Gegner die Erdbeben- und Tsunami-Toten, die sinnlos, da nicht für die gerechte Sache gestorben sind. Selbst Kirchen nehmen an diesem gottlosen Treiben teil.

Dieses Verhalten ist beispielhaft für die neue Religion, die in unsicheren Zeiten gedeiht und nun Europa überschwemmt. Die neue Religion verdrängt die ausgedienten alten Religionen, sie hat noch keinen Namen. Die christlichen Personen-Gottheiten „Vater“, „Sohn“ und „Heiliger Geist“ werden durch abstrakte Götter „Klimaerwärmung“, Energiewende“ und „Soziale Gerechtigkeit“ ersetzt.

Schreckliche Strafen halten Menschen davon ab, Gott und seine Gebote niedrig zu schätzen. Wer früher in Mitteleuropa Gott leugnete und nicht anbetete, wurde verfolgt und getötet. Das moderne Christentum hat diese Sanktionsmöglichkeiten aus der Hand gegeben, das Judentum vor Jahrtausenden verloren. Wer Allahs Gesetze missachtet, kann noch heute hart bestraft werden, sei es, dass Hände abgehackt werden, sei es ein Ehrenmord, der nicht nur in Mitteleuropa vorkommt. Wer die neuen Götter leugnet, wird aus der Gemeinschaft der Anerkannten, Beliebten und Mächtigen ausgestoßen. Ungestraft fordern zunächst ästhetische Intellektuelle die Todesstrafe für Leugner der neuen Götter.

Ideologien, die Schrecken verbreiten, werden staatlich verboten. Die neue Religion, die als Ideologie begonnen hat, wandelt sich zur Religion, um dem staatlichen Verbot zu entgehen. Anerkannte Religionen darf der demokratische Staat nicht verbieten, so sehr sie sich auch gegen Grundgesetze richten. Religionen genießen den absoluten Schutz des demokratischen Staates.

Der neuen Religion fehlt die Weihe. Sie ist nicht in Asien entstanden. Auch die neue Religion fordert Gehorsam. Priester der neuen Götter legen das göttliche Gesetz fest. Religiöse Traditionen bisheriger Religionen sollen verschwinden: Beschneidung der Knaben, Ehe und Familie mit Mann und Frau, Inzestverbot. Über Jahrmillion evolutionär errungene Verhalten, welche seit der Entdeckung der Religion den Göttern zugeschrieben werden, werden von der neuen Religion verachtet. Sie will die Transzendenz durch ihre menschliche Vernunft ersetzen und übersieht, dass alle Religionen Produkte menschlichen Denkens sind, die ihre Existenz der Evolution verdanken. Die Erkenntnisse der Evolution, ja die Evolution selbst, werden von der neuen Religion verdrängt und geleugnet. Naturwissenschaften geht es an den Kragen. Wissenschaftlicher Unterricht wird aus Schulen verbannt, wenn Verbotenes wie Gentechnik gelehrt wird. Religiöse Parteiprogramme überbieten sich mit theologischen Lappalien.

Die Religion selbst ist evolutionär bedingt, die die menschliche Sehnsucht nach Übersinnlichem befriedigt. Die neue Religion schafft den Durchbruch, da die alte Religion nach 2000 Jahren in den Augen ihrer Anhänger abgenutzt ist und versagt.

Die neue Religion zieht Christen und Atheisten gleichermaßen an sich. Sie hat in Europa zwei ernste Feinde: Islam und Judentum. Mit Muslimen wird sie sich arrangieren, mit Juden wie üblich verfahren.