http://www.hgv-vettweiss.de/heimat/zeitzeugen/zeitzeugenberichte/erinnerungen-an-guenter-kratz.html
Erinnerungen an Günter Kratz
Ein äußerst lesenswerter und außergewöhnlicher Artikel aus der Eifel:
Stolpersteine aus der Sicht eines betroffenen Opfers.
Ich hebe die entscheidenden Absätze hervor, was aber niemanden davon abhalten soll, den ganze Artikel zu lesen:
Im Jahre1990 tauchten in Kölner Zeitungen große Berichte über den Künstler Demnig auf, der in Köln sogenannte „Stolpersteine“ verlegt hatte, die an die Deportation von Sinti und Roma durch die Nazis erinnern sollten. Dies weckte das Misstrauen von Günter Kratz, der hinter dieser Aktion, die er bald auf deportierte und vernichtete Juden ausgeweitet sah, ein Riesengeschäft für den Künstler vermutete. Kratz war „außer sich“ vor Zorn.
Sollte er erleben, dass vor seinem Elternhaus derartige Steine verlegt würden, er würde sie eigenhändig herausreißen. In den 30ger und 40ger Jahren sei genug auf Juden rumgetrampelt worden, da brauche man nicht Anlass geben sich erneut die Füße auf den Getöteten abzutreten, die Hunde ihr Geschäft auf diesen Steinen verrichten lassen oder die Namen anzuspucken. Geschäfte seien mit Juden genug gemacht worden, da bedürfe es nicht noch solcher medialen Aktion. Unsägliche Wut hatte ihn erfasst.
Er vertrat die Ansicht, dass Schlichtheit, die auf die Nazi-Verbrechen hinwies, allemal besser sei als Protzerei, wie er es nannte, und dies nach mehr als 40 Jahren. Er war vollauf zufrieden mit der mahnenden Inschrift auf einem Findling, der an der Ecke Schulstraße Küchengasse von der Gemeinde Vettweiß aufgestellt wurde und war dankbar dafür, dass der damalige Gemeindedirektor Linder ihn in die Vorbereitungen mit einbezogen hatte.
So wurde der Gedenkstein im Beisein von Bürgermeister, Gemeindedirektor, Vertretern des Gemeinderates, der Kirche, von Günter Kratz und seinem Glaubensbruder Erich Meier aus Düren, sowie einem Rabbiner, der der Einladung gefolgt war am 29. April 1991 eingeweiht.
Dem ist nichts hinzuzufügen.