Ein Aufschrei geht durch die Eifel! Etwas Entsetzliches ist geschehen, was nicht in die Eifel gehört. So etwas kennt man nur aus dem Irak, aus Afghanistan oder Bayern. Der Eifeler zeichnet sich durch Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft aus, die nur von seinem Fleiß und zuweilen von seiner Moral übertrumpft wird – wenn man von den eingewanderten Bürgermeistern absieht.
Die Eifel ist die Toskana Deutschlands: Liebliche Hügel, abgelegene saubere Dörfer, kleine Städtchen, Burgruinen, lediglich der Wein wird importiert. Schmale Straßen schlängeln sich in engen Kurven den steilen Hang herauf und wieder herunter – eine Herausforderung für die Tour de France. Doch die Moderne verdrängt das Fahrrad. Stattdessen dröhnen schwere schwarze Maschinen auf breiten profilfreien Reifen durch die herrliche Landschaft. Ihr Lärm überdeckt die Stille, ihr Gestank den Geruch der Natur. Sie überholen jedes Auto, sogar wenn ein Eifeler es fährt, der für sein Leben gerne jede Autoschlange anführt, selbst wenn er seinen geliebten Trecker fährt.
In der Eifel reimt sich „Gast“ auf „Last“ und „Welt“ auf „Geld“. Aus Liebe zu den Motorradfahrern und ihrem Geld will der Rat der aussterbenden Touristenstadt Monschau den Motorradfahrern erlauben, durch die verwinkelten Gassen bis ins Zentrum vorzustoßen. Entlang der Eifel-Landstraßen blühen viele Gasthäuser, die von den Einheimischen gemieden werden, und denen man durch große handgemalte Schilder und Plakate schon von Weitem ansieht, dass Motorradfahrer, Biker und Wanderer gerne bewirtet werden. Biker und Wanderer bevorzugen Waldwege, weshalb Hunde im Wald vorsorglich angeleint werden. Frei laufende Wildschweine sind für Eifel-Hund und Eifel-Mensch ungefährlich.
Vor wenigen Tagen hat sich das Unvorstellbare ereignet. Ein Motorradhasser, wohl aus der Eifel, schüttet an drei unübersichtlichen Straßenstellen auf dem Weg in die Eifel eine glitschige Flüssigkeit aus, wohl dünnflüssiges Hydrauliköl, was die Polizei aus dem achtlos weggeworfenen Ölkanister schließt. Trotz der Reinigungsmaßnahmen und polizeilichen Absperrungen kommt es zu einem Unfall. Ein Motorradfahrer stürzt in der Kurve und wird verletzt. Er wird in einem nahen Krankenhaus versorgt.
Im April 2011 findet ein Attentat gegen Motorradfahrer im bayerischen Allgäu statt. Ein 37-jähriger Motorradfahrer gerät auf einer absichtlich ausgelegten Ölspur ins Schleudern und prallt gegen einen entgegenkommenden Wagen. Der zweifache Familienvater ist sofort tot. In der Nähe findet die Polizei Flaschen mit Resten des benutzten Öls. Die Täter werden nie gefasst.
Der oder die Eifeler haben ebenfalls schändliche Attentate durchgeführt, die glücklicherweise keine Toten, sondern „nur“ einen Verletzten gefordert haben. In regionalen Zeitungen und auf Facebook vernimmt man einen Aufschrei der Entrüstung, dem sich jeder Eifelbewohner anschließt, auch derjenige, der gegen Motorradfahrer Ressentiments hegt. Die Attentate haben sich nicht gegen bestimmte Menschen gerichtet, sondern gegen einer Gruppe zugehörigen Menschen, hier Motorradfahrer, die zufällig im falschen Moment eine bestimmte Straße benutzen, um in die Eifel zu gelangen. Solche Attentate finden täglich, gar stündlich, im Orient statt. Dort sprengen sich Attentäter in die Luft, um Muslime der anderen Konfession zu verletzen und zu töten. Die orientalischen Attentate unterscheiden sich nur in der Menge von den ruchlosen Taten der Eifel, qualitativ stehen sie auf derselben Menschen verachtenden Ebene.
Im Gegensatz zum Irak und zu Afghanistan vernimmt man in der Eifel keine Stimmen, die wie der arabische Sender Al Jazeera oder die Taliban Verständnis für die Attentäter fordern. Doch auch in Deutschland finden sich immer wieder Menschen, beispielsweise Politiker, die wie Möllemann als Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft Verständnis für Selbstmordattentate äußern und als Form des Widerstands legitimieren. Die Verwundeten und Toten sind Juden und Israelis, die zufällig in einem Lokal essen oder auf dem Markt Nahrungsmittel einkaufen. Die Menschen werden zufällig verwundet und ermordet, weil sie sich zur falschen Zeit am falschen Ort aufhalten. Sie werden nicht zufällig, sondern absichtlich ausgewählt, weil sie Juden oder Israelis sind. Genauso absichtlich wie im Irak Schiiten oder Sunniten zum Sterben von der jeweils anderen Konfession ausgewählt werden, oder wie in Afghanistan eine deutsche Fotografin erschossen wird, weil sie die NATO repräsentiert, oder in Bayern und nun auch in der Eifel Halunken beschließen, dass Motorradfahrer das Recht auf körperliche Unversehrbarkeit verwirkt haben.
Niemand braucht die Menschen der Eifel über die Folgen des Bösen zu belehren. Gegen Ende des letzten Krieges haben sie sie am eigenen Leib überaus deutlich verspürt. Das Böse sind nicht allein die Angriffe auf bestimmte Gruppen von Menschen, zu denen die Wenigsten fähig sind, das Böse ist das Verständnis Vieler für solche Missetaten im Schutz der Allgemeinheit und der Meinung der Mehrheit. Im Zeitalter der Globalisierung und der Völkerwanderungen, die mutige Experten dem Klimawandel anlasten, wird das Böse nicht vor der Eifel halt machen. Wir können das Böse nur bekämpfen, niemals besiegen, wenn wir uns alle solidarisieren, wie es vor wenigen Tagen in der Eifel passiert ist.
Es gibt noch eine weitere erfolgversprechende Möglichkeit, um gegen Motorrad-, Christen-, Muslimhasser und Antisemiten vorzugehen, seien sie Politiker, Journalisten, Taliban oder friedensliebende Bürger. Wir fordern alle solche Menschen auf, die schöne und friedliche Eifel mit dem Motorrad zu besuchen und wünschen ihnen dann einen Öl freien „Guten Rutsch“!
Erschienen unter
http://www.huffingtonpost.de/nathan-warszawski-/aufschrei-der-eifel_b_5101028.html
Die orientalischen Attentate unterscheiden sich nur in der Menge von den ruchlosen Taten der Eifel, qualitativ stehen sie auf derselben Menschen verachtenden Ebene.
Einspruch, Euer Ehren!
Die orientalischen Attentate und die Attentate gegen Motorradfahrer drücken wohl dieselbe Verachtung für den Menschen aus. Aber nicht dieselbe hm… Verehrung für den Himmel.
Die Motorradfahrer werden nicht einem menschenfresserischen Molech geopfert, sondern ohne Umwege über den Himmel dem eigenen Sadismus.
Macht es für die Freunde und Familien der Opfer einen Unterschied? Vielleicht insofern, als im Fall der Motorradfahrer kein Gutmensch zur Stelle ist, um die Täter als die wahren Opfer (der Amis, der Israelis, der ehemaligen Kolonialherrschaft…) zu verteidigen. Das wenigstens bleibt ihnen erspart.
Von diesen Attentaten gegen Motorradfahrer höre ich zum ersten Mal. Es ist erschütternd.
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Danke für das Feedback. Ich erkenne meine Argumentationsschwäche an.
Jede menschliche Tat unterscheidet sich qualitativ von einer anderen menschlichen Tat. So finden Attentate gegen Motorradfahrer vornehmlich am Wochenende statt. Mir geht es um das Prinzip des Attentates. Eine unbekannte, zufällige Person wird geschädigt, weil sie Mitglied einer verhassten Gruppe ist, nicht weil man die einzelne Person bestrafen will. Durch diese Verallgemeinerung kann ich zeigen, dass ein Attentat in Israel gegen Juden auf dasselbe Prinzip basiert wie ein Attentat gegen Motorradfahrer in der Eifel. Wer Attentate gegen Juden befürwortet, muss auch Attentate gegen Motorradfahrer akzeptieren!
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Die Schlussfolgerung „Wer Attentate gegen Juden befürwortet…“ lasse ich mir gefallen.
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Zu:
„Doch auch in Deutschland finden sich immer wieder Menschen, beispielsweise Politiker, die wie Möllemann als Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft Verständnis für Selbstmordattentate äußern und als Form des Widerstands legitimieren. Die Verwundeten und Toten sind Juden und Israelis…“
Die Pathologie des einzelnen Antisemiten lässt sich gerade in Bezug auf Antizionismus nicht mehr vom gesellschaftlichen Konsens trennen.
In Schulen wird, von Auswärtigen Amt, Stiftungen und Kirchen finanzierte und von Bildungsministerien empfohlene, mit einem Schuß Antisemitismus „gewürzte“, „Widerstands“-Propaganda unterrichtet.
Beispiel gefällig ?:
„Es kam mir wirklich absurd vor, auf diesem quasi geklauten Boden, eine Gedenkstätte (Bemerkung CEP: Kibbutz Lohamei HaGeta’ot bei Acco) zu errichten, wo man für sich selbst als Erinnerung an Widerstand fast zelebriert, den man auf der anderen Seite, wenige Kilometer woanders
unterdrückt – mit ähnlichen Methoden. Das fand ich ziemlich absurd“
„Es sind schlimme Dinge passiert, aber ich habe nicht gesehen wie Israelis im guten Sinne ihre Geschichte nutzen, sondern ich habe sehr viele traurige Parallelen gefunden und auch Sätze die man auf den, die Palästinenser und was Ali davor gesagt hat genau übertragen kann.“ „Und Sie hat viele Dinge gesagt, dass unbewaffneter und auch bewaffneter Widerstand im Ghetto und unter diesen
Bedingungen gerechtfertigt war, aber Palästinenser die diesen Widerstand leisten sind Terroristen“
Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Ich habe mich nach gut 2 Dutzend solcher Sätze an die frische Luft begeben….
Alles Gute,
CEP
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