Satire
In Aachen werden alljährlich einige wertlose Preise vergeben. Der Karlspreis und der als Konkurrenz hierzu erfundene Aachener Friedenspreis AFP gehören dazu. Vor einigen Tagen hat Herman Van Rompuy, der derzeitige Präsident des Europäischen Rates, diesen mit 5.000 € dotierten Preis erhalten. Das Geld muss leider sofort an aufstrebende Jugendliche weitergeleitet werden. Martin Schulz hat ungefragt den Karlspreis abgelehnt.
Der Preis nennt sich nach Karl dem Großen, der ein großer Europäer gewesen sein soll. Zumindest ist er ein erfolgreicher Krieger gewesen, der gerne germanische Stämme dezimiert hat. Feinsinnige Intellektuelle behaupten, dass Herman Van Rompuy den Karlspreis erhalten hat, da er wunderbare Haikus schreibt, während vom Karl dem Großen bekannt ist, dass er Schwierigkeiten beim Lesen gehabt hat. Auch Schreiben ist nicht Karls Ding gewesen.
Aus aktuellem Anlass der Ukraine/Krim-Krise hat der bepreiste Herman Van Rompuy neben vielen anderen politischen Berühmtheiten den jetzigen Ukrainischen Ministerpräsidenten Arseni Jazenjuk zu seiner Preisverleihung eingeladen, der die Einladung widerstandslos angenommen hat. Ich erwähne den Ukrainischen Ministerpräsidenten namentlich, da wir alle noch eine gute Weile mit ihm auskommen müssen. Auf dem Marktplatz vor dem Aachener Rathaus, wo der Karlspreis vergeben wird, haben sich zwei unbedeutende Demonstrationsgruppen eingefunden, die sich lautstark nach zivilisierter Aachener Art überschreien. Die größere Gruppe mit 200 Demonstranten unterstützt Putin, die kleinere Gruppe mit 100 Demonstranten ist gegen Putin. Putin ist nicht eingeladen, obwohl er gerne gekommen wäre. Nach der misslungenen Einladung von Edward Snowdon nach Deutschland, einem Gast Putins bis zum Jüngsten Tag, wobei Putin den Termin für diesen Tag nach Rücksprache mit Obama festgelegt hat, scheint es den EU-Gewaltigen nicht förderlich, den Mann einzuladen, um den sich alles dreht.
Doch auch ohne Putins leibliche Anwesenheit ist die Stimmung aufgeheizt. Seine 200 Anhänger, auch Putin-Versteher genannt, beschimpfen den Ukrainischen Ministerpräsidenten Arseni Jazenjuk als Faschisten und Mörder. Aus unerklärbaren Gründen wird der deutsche Sozialdemokrat und europäische Sozialist Frank-Walter Steinmeier von den Putin-Verstehern als Kriegstreiber bezeichnet. Die Stimmung kocht. Nun mutiert auch der Preisträger und Präsident des Europäischen Rates Herman Van Rompuy zum Mörder.
Die Minderheitsdemonstranten (Menschewiki) bringen Plakate mit Putins verfremdeten Antlitz mit, das eine gewisse Ähnlichkeit zu Hitler aufweist. Die Menschewiki, die wie durchschnittliche Bürger aussehen, sind der Meinung, dass Putin sich wie einst Hitler gegenüber der Ukraine verhält. Sie schwenken Ukrainische, ehemalige Weißrussische und eine Israelische Flagge. Die Mehrheitsdemonstranten (Bolschewiki) sind in einem Meer von roten Fahnen eingetaucht, die sie sofort als vom Verfassungsschutz zu überwachende gewaltbereite Extremisten erkennen lassen. In einer wenig beachteten Rede hat Putin auf eine Anregung Lenins hin solche rote Fahnen schwenkenden Extremisten als „nützliche Idioten“ und „Faschisten“ bezeichnet.
Mitten drin im roten Fahnenmeer schwimmt als Fisch im Wasser ein Offizieller des Aachener Vereins, der einmal jährlich den AFP an Personen und Organisationen austeilt, die ihn zuweilen ablehnen. In einem Interview mit der bekannten Monopolzeitung Aachens bekennt sich der Pazifist voll zu dem Gedankengut der linksextremen, vom Verfassungsschutz zu überwachenden, nach Putins Meinung Faschisten, auch wenn er manche Wortwendungen der nach Lenins Meinung nützlichen Idioten anders formuliert hätte.
Der offizielle AFPler wird vom Monopoljournalisten befragt, warum Herman Van Rompuy und Arseni Jazenjuk Faschisten seien. Der Aachener Monopolschreiber erfährt, dass das Ukrainische Parlament die rechtsextreme Swoboda-Partei sowie den rechten Sektor mit zusammen 2% beherbergt. Die mutige Frage des Journalisten an den offiziellen Aachener Friedensbewegten, auf wie viele Prozente die Rechtsextremisten im Europäischen Parlament gekommen sind, geht im ohrenbetäubenden Lärm unter.
Nachtrag:
Ich habe einen schlauen und angesehenen jüdischen Aachener Oligarchen, der Klein-Putin genannt wird, obwohl er viel hübscher und größer als der echte Putin ist, gefragt, warum eine Israelische Flagge auf dem Marktplatz geschwenkt worden ist, obwohl sich Israel neutral in der Ukraine/Krim-Krise verhält. Ich erhielt eine Klein-Putin-Antwort, dass jeder sich bei eBay für billig Geld eine solche Flagge besorgen könne. Der echte Putin hatte seinerzeit auf die Frage, ob die Bürgerwehren auf der Krim nach der Annexion derselben nicht in Wirklichkeit russische Soldaten seien, geantwortet, dass im Internet russische Uniformen und Handwaffen für jeden zugänglich seien.
Das beantwortet zwar nicht die Fragen. Dennoch bin ich froh, dass die Israelflagge nicht dort geschwenkt worden ist, wo sich Pazifisten und Putin-Versteher zusammengerottet haben-
Uh oh. 🙂
Hat der Mijnheer van Rompuy wenigstens vom Rednerpult einen Friedenkarls-Haiku gesagt?
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Natürlich:
Aachen, Brüssel, Straßburg
Friede, Freiheit, EU-Osterweiterung
Junker, Schulz
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Mijnheer der Rompuy
eingedampft bis zum Letzten-
was bleibt, ist EU.
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Walter Herrmann, Position Stürmer, hat doch auch den Aachener „Friedenspreis“?
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Glücklicherweise ja.
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