Der Antisemit bezeichnet mit „Judenbengel“ das, was der Antizionist unter „Siedlerkind“ versteht. „Judenbengel“ gehört zum Sprachschatz des Völkischen Beobachters (bitte selber googeln), „Siedlerkind“ zum Sprachschatz der heutigen Zeit (http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-06/entfuehrte-israelische-jugendliche-tot-aufgefunden).
Juden und deren Freunde beschweren sich, dass Israel in westlichen Presseerzeugnissen übermäßig oft negativ dargestellt wird. Der naheliegende Grund hierfür ist, dass Israel übermäßig oft in der abendländischen Presse erwähnt wird. Die Schuld trägt der Gott der Juden, also die Juden. Juden glauben, von Gott auserwählt zu sein, und die nichtjüdischen abrahamitischen Monotheisten befürchten dies ebenfalls. Manche radikal-fundamentalistische Christen behaupten, dass die heutigen Juden keine Juden sind, während muslimische und christliche Araber in Judäa und Samaria davon ausgehen, dass es im Nahen Osten nie Juden gegeben hat.
Alle beobachten das Tun der Juden Israels unter einer Vergrößerungsglas, um nicht die kleinste göttliche Fügung zu verpassen. Die Nichtjuden tun dies, weil sie die Juden ob ihrer Auserwähltheit beneiden. Insbesondere Deutsche mit ihrer europäischen Entourage und Araber glauben, dass ihnen die Auserwähltheit zusteht.
Die Juden würden die Auserwähltheit gerne loswerden, doch sie wissen nicht wie.
Man wird einwenden, dass ein Großteil der Deutschen Atheisten sind und die Übrigen an keinen persönlichen Gott glauben, sondern an ein abstraktes Gutes, Omnipotentes und ähnliches mehr. Jeder dritte Bewohner Deutschlands wird nur deshalb als Atheist aufgeführt, da er keine Kirchensteuer zahlt, jedoch nicht aus Nicht-Glauben, sondern wegen Geiz-ist-geil. Nach dieser Logik könnte man einen Obst-Dieb unterstellen, kein Obst zu essen, weil er es nicht bezahlt. Ein abstraktes Gutes, Omnipotentes und ähnliches mehr ist nicht vorstellbar – der Leser möge es versuchen – einfach deshalb, weil es nicht existiert. Der Christ, der Abrahams Gott und Jesus’ Vater entpersonalisiert, hält sich für einen Denker und ist ein Loser. Der Monotheismus verlangt nach einem Gott, der nach ewigem Ratschlag, also nach Gutdünken sich sein Volk auserwählt, ohne den deutschen Pseudochristen oder die US-amerikanischen Presbyterianer vorher um Erlaubnis zu bitten.
Die Vorstellung, Juden zu töten, um statt ihrer auserwählt zu werden, ist antisemitisch. Somit wird klar, warum viele Deutsche antisemitische Ressentiments hegen, momentan nur in Worten, wozu „Siedlerkind“ gehört, denn Siedler sind böse Friedensverweigerer, die sich auf Gott berufen. Ihre Kinder darf man ungestraft schmähen. Wir sollen uns nicht wundern, wenn der alt-ehrwürdige Begriff „Judenbengel“ vom Mainstream bald erneut aufgegriffen wird.
Um sich dem Antisemitismus entgegen zu stellen, bestünde die hehre Aufgabe der Juden in Deutschland darin, das Judentum im Lande Zion zu stärken. Doch auf die offiziellen und bezahlten Juden Deutschlands ist wenig Verlass, da sie eigene profane Interessen bevorzugen. So rufen der Zentralrat der Juden und viele jüdische Gemeindevorsitzende die Ukrainischen Juden auf, Israel zu meiden und stattdessen nach Deutschland zu kommen, wohl wissend, dass ⅔ der potentiellen jüdischen Immigranten in Deutschland, wie zuvor die Kontingentflüchtlinge aus der zerfallenen Sowjetunion, bald dem Judentum für immer entsagen werden, während in Israel 85% der russisch sprechenden Einwanderer dem Judentum erhalten bleiben. Der Differenzverlust an jüdischen Seelen liegt bei über 50%, eine bedeutende Zahl, selbst nach dem Holocaust.
Somit ziehen wichtige deutsche Juden und deutsche Antizionisten an einem Strang mit dem bedeutenden Unterschied, dass die Juden in Deutschland sich weiterhin für auserwählt halten, währen die Antizionisten die Auserwähltheit anstreben, indem sie mit den Juden strategisch kurzfristig gemeinsame Sache machen. Die Zusammenarbeit mit Juden erleichtert es den Antizionisten, den Vorwurf des Antisemitismus weit von sich zu werfen, obwohl ihre Sprache sie verrät. Denn ihr Ziel ist das Ziel aller Antisemiten. Sie wollen zunächst Israel und das Judentum schwächen, um sie dann auszulöschen.
Warum konkurrieren offizielle deutschen Juden mit Israel um Juden aus der Ukraine?
In Deutschland werden die Jüdischen Gemeinden entsprechend ihrer Mitgliederzahl von der Bundesrepublik Deutschland finanziell unterstützt. Die Gelder sollen ihrem Zweck nach eingesetzt werden. Finanzämter sehen üblicherweise davon ab, ehrenvolle Organisationen, wie Friedens- und Terrorbewegungen, Klimaflüchtlingsretter, Stolpersteinlieferanten, Pazifisten, Salafisten und andere Religionsgemeinschaften, somit auch Jüdische Gemeinden, allzu genau zu kontrollieren.
Sehr feiner Artikel, grad pünktlich vorm Schabbes. À propos, a guttn!
„Die Juden würden die Auserwähltheit gerne loswerden, doch sie wissen nicht wie.“
A.mOr sagte neulich, dass diese Auserwähltheit von unseren Feinden stammt, sie haben uns auserwählt. Eben, ausERwählt, denn das ist was Besonderes. Ho’Schejm hingegen hat uns nur ausGEwählt, damit wir ein paar Mitzwojss tun und a bissele die Zivilisation hochhalten. Schwer genug.
Und dazu von manchen dann diese AusErwähltheit, ojwawoj.
„oder die US-amerikanischen Presbyterianer…“
Das stimmt. Schon der Pfeifentoback Presbyterian Mixture schmeckt schlimm, so beliebig und völlig flach, fetzt nicht, säuert nicht, schmeichelt nicht – und auf dem Etikett prangt eine freudlos gotische Abtei, die in Dunkelviolett ersäuft.
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Nicht nur das „Siedlerkind“, auch die „Religionsschüler “ sind eine Variante, Distanziertheit zu den Opfern und Verständnis für die Täter herzustellen.
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Exakt, Hein. „Religionsschüler“ suggeriert den Plakatbegriff „religiöse Siedler“, diese Doppel-Ungeheuer, die Brunnen vergiften und den Weltfrieden gefährden. Von da geht’s dann wieder zu „Siedlerkindern“.
In den Hinterköpfen denkt es „Judenbengel“.
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Hinzu kommt, dass „Religion“, sofern sie nicht den Islam bezeichnet, sondern das Opium der Juden und Christen, im Mund der neuzeitlichen Atheisten immer nur verächtlich ist.
Um einen „Religionsschüler“, das finstere Relikt des finsteren Mittelalters, kann es nicht allzu schade sein.
Was den Islam anbelangt, da haben die Meinungsherrscher Recht: Er unterscheidet sich im Wesen von Judentum und Christentum. Er ist kein Volksopium. Das hat der Philosophielehrer Maurice Vidal sehr schön herausgearbeitet:
Aus: Maurice Vidal, « Non, Monsieur Blondel, l’islam n’est pas l’opium du peuple ! », Riposte laïque, 05.05.2009 :
La religion conçue comme « opium du peuple » endort la conscience politique du peuple, dont le bonheur illusoire est précisément la religion. Pour accéder au bonheur réel, le peuple n’a qu’une solution : se réveiller, c’est-à-dire dépouiller ses « chaînes » politico-sociales des « fleurs imaginaires » dont la religion les recouvre. D’où la nécessité d’une « critique de la terre » et non « du ciel », donc d’une « critique du droit », donc d’une « critique de la politique ». Or, cela suppose un distinguo entre la religion et la politique – que l’islam ne fait pas ! En conséquence, l’islam n’a pas à se défaire de ses chaînes : il est ses chaînes, à tel point qu’il ne les perçoit pas. En d’autres termes – et bien que cela paraisse contradictoire – ses chaînes sont sa liberté, et cette liberté est divine !
Jamais un musulman ne verra dans l’islam « le soupir de la créature opprimée, l’âme d’un monde sans cœur », ou encore « l’esprit de conditions sociales d’où l’esprit est exclu », puisque le musulman ne peut être opprimé que par la mécréance, puisqu’« un monde sans cœur » est un monde sans islam, puisque « l’esprit de conditions sociales d’où l’esprit est exclu » n’est possible que dans une société dépourvue de spiritualité, c’est-à-dire de religion !
L’islam n’est pas « l’opium du peuple » ! Penser l’islam comme vous le faites, c’est jouer au football avec les règles du rugby, c’est-à-dire oublier que les musulmans ne renonceront jamais à leurs valeurs d’origine : aux vertus des Droits de l’Homme, ils préfèreront toujours celles de leur culture, puisque ces dernières se confondent avec les Droits de Dieu !
[Die Religion verstanden als Opium des Volkes schläfert das politische Bewusstsein des Volkes ein, dessen illusorisches Glück eben die Religion ist. Um zum wirklichen Glück zu gelangen, muss das Volk aufwachen und „die imaginären Blumen“ der Religion an seiner politisch-sozialen „Kette“ zerpflücken. Daher die Notwendigkeit einer „Kritik der Erde“, nicht des „Himmels“, also einer „Kritik des Rechts“, also einer „Kritik der Politik“. Das aber setzt eine Unterscheidung zwischen Religion und Politik voraus – die der Islam nicht kennt. Der Islam muss sich nicht von seiner Kette befreien; er ist eins mit seiner Kette, so sehr, dass er sie nicht spürt. Mit anderen Worten, und wie widersprüchlich es auch klingt: Die Kette ist seine Freiheit, und diese Freiheit ist göttlich!
Niemals wird ein Muslim im Islam „den Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt“, oder „den Geist geistloser Zustände“ sehen, weil der Muslim nur durch Ungläubige bedrängt werden kann, weil ihm eine „herzlose Welt“ nur eine Welt ohne Islam zu sein scheint, weil er „den Geist geistloser Zustände“ nur in einer säkularen Gesellschaft, sprich in einer Gesellschaft ohne Religion, zu erkennen meint!
Der Islam ist kein Opium für das Volk.]
(Maurice Vidal, Offener Brief an Marc Blondel, den Vorsitzenden der Fédération Nationale de la Libre Pensée, Riposte laïque, 05.05.2009)
http://ripostelaique.com/Non-Monsieur-Blondel-l-islam-n-est.html
Zur Erinnerung:
Karl Marx, Einleitung zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, 1843/44 (Karl Marx/ Friedrich Engels – Werke. (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 1. Berlin/DDR. 1976):
„Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elends und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes.
Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks: Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist.
Die Kritik hat die imaginären Blumen an der Kette zerpflückt, nicht damit der Mensch die phantasielose, trostlose Kette trage, sondern damit er die Kette abwerfe und die lebendige Blume breche. Die Kritik der Religion enttäuscht den Menschen, damit er denke, handle, seine Wirklichkeit gestalte wie ein enttäuschter, zu Verstand gekommener Mensch, damit er sich um sich selbst und damit um seine wirkliche Sonne bewege. Die Religion ist nur die illusorische Sonne, die sich um den Menschen bewegt, solange er sich nicht um sich selbst bewegt.
Es ist also die Aufgabe der Geschichte, nachdem das Jenseits der Wahrheit verschwunden ist, die Wahrheit des Diesseits zu etablieren. Es ist zunächst die Aufgabe der Philosophie, die im Dienste der Geschichte steht, nachdem die Heiligengestalt der menschlichen Selbstentfremdung entlarvt ist, die Selbstentfremdung in ihren unheiligen Gestalten zu entlarven. Die Kritik des Himmels verwandelt sich damit in die Kritik der Erde, die Kritik der Religion in die Kritik des Rechts, die Kritik der Theologie in die Kritik der Politik.“
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PS. Opium im Marxschen Sinn ist auch das Judentum nicht, doch eine Diskussion darüber würde zu weit führen.
Nur so viel: Allein schon der Gedanke an „Tikun Olam“, an eine „Reparatur“ der Welt, an eine Besserung der herrschenden Zustände, widerspricht der Marxschen Unterstellung, Judentum – denn auch von ihm ist die Rede – sei Weltflucht.
Nichts könnte jüdischer sein als Heines Forderung nach süßen Erbsen hier und jetzt. Gerade die jüdische Diesseitigkeit steht am Anfang des schlimmen Missverständnisses, das so viele Juden in die Arme von Sozialisten und Kommunisten getrieben hat.
Eine Judith Butler, ein Noam Chomsky wollen den Irrtum immer noch nicht zugeben.
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Ah, exzellent.
Und die Begriffsverwirrung, die dazu geführt hat (nein geführt wurde), dass Butler & Chomsky einst die PLO als Befreier vom Jammertal und als Seufzer der Kreatur bezeichneten und nun (2014!) Hisbollah & Hamas als solche bezeichnen, beweist, dass sie den krausen Ideen des Marx von 1867 aufgesessen sind.
So wie welche Lammsteak braten, weil sie glauben, dass sie Kartoffeln kochen können.
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Danke, lieber Nathan Warszawski, für diesen gallenschwarzen Artikel. Anders als in dieser Sprache kann man sich über die Stimmung im Lande und außerhalb schon nicht mehr unterhalten.
Schon merkwürdig, dass die monotheistischen Nichtjuden die Juden um den göttlichen oder selbstgewählten Auftrag „Or ha-Gojim“ zu sein, ein Licht unter den Völkern, so sehr beneiden; dass sie davon nur die „Auserwähltheit“ beibehalten; dass die Einen so wenig an die eigene Behauptung glauben, „verus Israel“ zu sein, das wahre Israel, und die Anderen so wenig daran glauben, dass Muhammad das „Siegel der Propheten“ sei.
Christen und Mohammedaner müssen töten, weil sie an der eigenen Existenzberechtigung zweifeln? Weil sie an der Auserwähltheit der Juden festhalten? Lustig, wie?
Sehr willkommen, die Kritik an den offiziellen deutschen Juden. Endlich tachless.
Ach ja, meine Damen und Herren Antisemiten:
Falls Sie einen Widerspruch zwischen dem Wunsch des Autors, die Auserwähltheit oder was Sie darunter verstehen, loszuwerden, einerseits und seiner Sorge um das Weiterbestehen des Judentums andererseits entdecken wollen: Warszawski äußert seine Sorge um das Fortleben eines Volkes von realen Menschen mit ihrem realen Charakter und mit ihrer realen Kultur. Ihm sind Juden eben nicht Phantome, über deren Lebensrecht man bei Spiegel und Zeit befinden darf.
Warum wollen Juden, dass es weiterhin Juden gebe? Warum wollen Schweizer, dass es weiterhin Schweizer gebe? Warum wollen Japaner, dass weiterhin Japaner gebe?
Fragen Sie den Schöpfer, an den Sie nicht glauben.
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Danke für die Unterstützung.
Zum letzten Punkt: Wollen auch Deutsche, dass es weiterhin Deutsche gibt? Und wenn ja, was sind Deutsche?
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Sehen Sie: Ich hatte zuerst: „Wollen auch Deutsche, dass es weiterhin Deutsche gibt?“, geschrieben. Dann aber gezögert wegen der erste Frage, die Sie hier stellen, und statt „Deutsche“ dann „Schweizer“ geschrieben.
Die zweite Frage ist sehr gut und noch schwieriger. Sie ist mir nicht eingefallen.
Schabat Schalom!
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Pardon! Hatte natürlich zuerst geschrieben: „Warum wollen Deutsche, dass es weiterhin Deutsche gebe?“
Es lässt sich alles so bequem kopieren, dass man beim Kopieren schon nicht mehr nachdenkt.
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Bayern wollen, dass es weiterhin Bayern gibt.
Friesen wollen, dass es weiterhin Friesen gibt.
Und Deutsche wollen das relativieren
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P.S.
Das sind Deutsche.
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