Als die Sowjetunion unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbricht, bejubeln einige voreilige Historiker das Ende der Geschichte. Doch nun ist es endlich soweit: Juden in Deutschland und in Europa fordern das Ende des Antisemitismus in Deutschland und in Europa. Das Ende der Geschichte wird jedoch nur unter der Bedingung kommen, wenn die Forderung der Juden in Deutschland und in Europa erfüllt wird. Dann wird der Messias auf dem Römerplatz in Frankfurt mit dem gebrauchten Kleinwagen des Papstes einfahren und das Ende aller Zeiten verkünden.
Lieber Leser, Sie brauchen keine Angst zu haben! Weder müssen Juden unvermittelt nach Jerusalem ausreisen, noch werden die Aktienkurse ins Bodenlose fallen, wenn der Messias kommt. Denn eher wird der Konflikt um die Ukraine im Sinne Putins friedlich beigelegt sein, als dass der Antisemitismus in Deutschland und in Europa seinen letzten Atem aushaucht. Wobei dieser Satz nach der semantischen Logik immer wahr ist, da bereits der vordere Teil zutrifft.
Gegen Antisemitismus wurde letzten Sonntag nicht nur in Frankfurt demonstriert, wo nach verschiedenen Aussagen wahrscheinlich 1.500 Juden und Judenfreunde, darunter zahlreiche Kurden, darunter Jesiden, teilnahmen. Nach Lautstärke und Auftreten bildeten die Kurden die Mehrheit der Demonstranten. Weitere Menschen demonstrierten am selben Sonntag gegen Judenhass in Stockholm, zusätzlich 1000 Menschen in London. Die Gesamtzahl wird den Messias nicht überzeugen.
Die Organisation ist perfekt. Viele Teilnehmer werden in von einer ungenannten Spenderin gesponserten Bussen nach Frankfurt gebracht. Diese Methode hat schon Erdoğan erfolgreich von seinem Vorgänger Atatürk übernommen, um Wahlen zu gewinnen, wobei die angekarrten männlichen Türken ein Trinkgeld, Kinder und Frauen ein billigeres Fress-Paket erhalten. Doch hier in Frankfurt geht es nicht um kurzfristige politische Erfolge. In Frankfurt treffen sich Juden und ihre Freunde, um das Ende des Antisemitismus in Deutschland und in Europa auszurufen, respektive einzufordern, damit der Messias …
Bevor ich auf die Sinnlosigkeit der Forderung eines Antisemitismus freien Deutschlands eingehe, erwähne ich die klugen Worte des Grünen Israelfreundes Volker Beck. Volker Beck mahnt Programme für den Schulunterricht, in denen Kindern von Migranten der Holocaust erklärt wird. Er fordert, dass jeder in diesem Land Respekt vor unterschiedlichen Religionen haben müsse.
Aus den Grünen Worten lässt sich unmittelbar schließen, dass bestimmten Migrantenkindern in der Schule der Holocaust nicht oder nur ungenügend erklärt wird. Ob eine ausreichende Erklärung des Holocausts zum Verschwinden des Antisemitismus aus Deutschland und aus Europa führen wird, mag dahingestellt sein. Das Problem beginnt damit, dass für große Teile bestimmter Migranten und ihrer Kindern die Worte „Holocaust“, „Völkermord“ und „Genozid“ tabuisiert werden, da diese Worte allzu sehr an den Armenischen Völkermord erinnern, der nach bestimmter Lesart auch in Deutschland niemals stattgefunden hat. Bereits unter den Indigenen Deutschlands ist der Respekt der Religionen kaum zu realisieren. Bestenfalls erreicht man Desinteresse. Der Werteverfall der Gesellschaft dem Christentum gegenüber, immerhin die vorherrschende Religion Deutschlands der letzten tausend Jahre, lässt sich ausgezeichnet an der fehlenden Reaktion erkennen, wenn Christen im Irak verfolgt, gefoltert und bestialisch ermordet werden, weil sie ihren Glauben nicht verleugnen. Wie sollen zum Pazifismus verdammte deutsche LehrerInnen Kindern mit bestimmtem Migrationshintergrund erfolgreich erklären, dass Christen genauso viel wert sind wie Muslime? Das Verhalten der indigenen Genozid verstehenden, meist christlichen Deutschen, spricht deutlich eine andere Sprache.
Kehren wir zurück zur sinnlosen Forderung eines Deutschlands und eines Europas ohne Antisemitismus. Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Ende der UdSSR leben Juden freiwillig in Deutschland und Europa. Wenn sie sich verfolgt fühlen oder verfolgt werden, haben sie die freie Wahl, nach Israel oder in die USA zu ziehen. Nur die deutschen Juden, die „Jeckes“, dürften Schwierigkeiten damit haben. Es ist eine europäisch-humanistische, keine jüdische Vorstellung, dass Juden das Recht haben, frei, gleich und furchtlos in Deutschland und Europa zu leben und ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Diese europäisch-humanistische Vorstellung ist in Deutschland und Europa nie verwirklicht worden. Den nicht spürbaren, jedoch keineswegs fehlenden Antisemitismus in Deutschland und in Europa, haben die hier lebenden Juden ihren sechs Millionen toten Glaubensgenossen zu verdanken. Sieben Jahrzehnte nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg, in dessen Rahmen der Holocaust stattgefunden hat, ist die Zuneigung der Deutschen und der Europäern zu Juden aufgebraucht.
Der Antisemitismus in Deutschland und Europa hat sein Profil geändert. Im Zeitalter der Internet-Kommunikation haben rechtsextreme antisemitische Analphabeten ihre Notwendigkeit eingebüßt. Die Alt- und Neonazis werden von bürgerlichen Meinungsbildern ersetzt, die vorgeben, die Interessen Unterprivilegierter zu vertreten, von denen viele endemisch Antisemitismus aussondern. Jeder Krieg zwischen dem Judenstaat Israel und seinen muslimischen und arabischen Nachbarn zieht wüste Orgien des Antisemitismus auf Deutschlands und Europas Straßen, Plätze und Medien nach sich. Die Kriege sind nicht Anlass zum Antisemitismus, sondern Vorwand. Zwischenzeitlich haben sich die migrantischen Judenhasser von den bürgerlichen Deutschen abgesetzt und holen sich die notwendige Informationen aus eigenen Fernsehsendern, die jeder Ungeübte an der Ausrichtung der großen Satellitenschüsseln an Plattenbauten nach Süd-Osten erkennt.
Kurden und Jesiden machen sich große Hoffnungen, von den Deutschen geliebt und unterstützt zu werden, wenn sie für Juden und Israel sind. Es ist zu hoffen, dass sie diesen Irrtum nicht allzu teuer bezahlen werden.
Deutschland ohne Juden
Veröffentlicht unter
https://www.freitag.de/autoren/anti3anti/deutschland-ohne-antisemiten
Nein, niemand braucht Angst zu haben. Das Ende des Antisemitismus in Europa würde nicht einmal kommen, wenn der letzte Jude – bewahre! ‒ auf diesem Erdenrund seinen letzten Atem aushauchen würde. Es gäbe Fantom-Sehnsüchte wie es Fantom-Schmerzen gibt. – Sag mal, Dieter, der bebrillte Doktor da, was hältst du von ihm?
Der Messias ist auch keine Lösung, weil der ja nach der Tradition Jude sein muss. Vom Regen in die Traufe.
Die Idee des Grünen Israelfreundes Volker Beck, kleinen Judenhassern vom Hass abzubringen, indem man ihnen vom Holocaust erzählt, ist in der Tat sehr Grün, wenn auch wenig israelfreundlich. Abgesehen von ihrer Unumsetzbarkeit in einem Milieu, das schon das Wort „Holocaust“ niederbuht – so zumindest im Land des Droits de l’Homme: Was ist das für ein Einfall, tote Juden zum Liebhaben darzubieten? Liebt auch er sie vor allem tot?
Ausgezeichnete Beobachtung:
„Wie sollen zum Pazifismus verdammte deutsche LehrerInnen Kindern mit bestimmtem Migrationshintergrund erfolgreich erklären, dass Christen genauso viel wert sind wie Muslime? Das Verhalten der indigenen Genozid verstehenden, meist christlichen Deutschen, spricht deutlich eine andere Sprache.“
Kurden und Jesiden vermeinen, Deutschen zu hofieren, indem sie sich für Juden und Israel erklären? Und ich, Naivling, hatte gedacht… Lieber anti3anti, Sie rauben mir die letzten Illusionen.
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Kommentar aus dem links-liberalen „Freitag“
„Der Werteverfall der Gesellschaft dem Christentum gegenüber, immerhin die vorherrschende Religion Deutschlands der letzten tausend Jahre, lässt sich ausgezeichnet an der fehlenden Reaktion erkennen, wenn Christen im Irak verfolgt, gefoltert und bestialisch ermordet werden, weil sie ihren Glauben nicht verleugnen.“
Dieser Werteverfall wird von mir sehr begrüßt, da es ihrer Argumentation die Grundlage nimmt, nämlich die Annahme, dass wir besondere Betroffenheit und Anteilnahme denjenigen gegenüber zeigen müssten, wenn übereinstimmende Religionen vorliegen.
Nein, dieses Entsetzen muss sich bei allen Menschen zeigen, völlig unbenommen, welchen Glaubens-Irrungen jene unterliegen. Es darf einfach keine Bedeutung haben: es ist irrelevant! Es sollte endlich überwunden sein.
……………………………
Klingt gut, ist bösartig. Wer kein Mitleid mit den eigenen Leuten verspürt, dem sind Fremde vollkommen gleichgültig! Deshalb diskutieren Genozidversteher über das Für und Wider von Waffenlieferungen an die Kurden, während das Morden von ihnen ungehindert weitergeht.
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Absolut, anti3anti. Wer vorgibt, allen Menschen dieser Welt in gleicher Weise nah zu stehen, steht niemandem nah. Darüber haben Sie einen Artikel geschrieben.
Jean-Jacques Rousseau, dem ich mit den Jahren immer mehr abgewinne – der Mann war nicht nur einer der seltenen Nicht-Antisemiten unter den Aufklärern, er war auch Zionist ‒ merkte einmal fein an:
« Méfiez-vous de ces cosmopolites qui vont chercher au loin dans leurs livres des devoirs qu’ils dédaignent de remplir autour d’eux. Tel philosophe aime les Tartares pour être dispensé d’aimer ses voisins. » (J.-J. Rousseau, Emile, I, 2.)
Schwer zu übersetzen:
[Misstraut diesen Kosmopoliten, die weit weg in ihren Büchern Pflichten suchen, die sie um sich herum nicht zu erfüllen gedenken. Manch ein Philosoph liebt die Tataren, um seine Nachbarn nicht lieben zu müssen.]
Wobei man anmerken muss, dass die deutschen Genozid-Versteher nur scheinbar weit weg schweifen, wenn sie mit den kulturfernen Fantastinensern mitfühlen, mit den kulturnahen Christen dagegen nicht.
Die Christen sind ihnen tatsächlich fremd geworden, doch die Fantastinenser aus Gaza und der Westbank bringen eine vertraute Gestalt zurück ins deutsche Leben: den Juden als Hassobjekt, dessen Abwesenheit lange genug vermisst wurde. Man durfte ja nicht.
Nun kümmern sich die Gutdeutschen um das Nächstliegende – pardon: um den nächst Liegenden.
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Sieh mal einer an – der Rousseau (pas un type roux et sot?), das hätte ich ihm gar nicht zugetraut.
Dank für diesen Ausriss
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„Sieben Jahrzehnte nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg, in dessen Rahmen der Holocaust stattgefunden hat, ist die Zuneigung der Deutschen und der Europäern zu Juden aufgebraucht.“
Zuerst einmal eine Behauptung und wenn überhaupt zutreffend, selbstkritisch fragen, wieviel davon selbstverschuldet ist.
……………………………….
Diese Art der Antwort wird man zukünftig immer öfters in nicht-rechtsextremen Postillen lesen.
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Immer noch aus obigem Artikel?
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Ja.
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Lieber anti3anti, erlauben Sie mir, einen unbekannten Rousseau hier auf Französisch vorzustellen? Ich hoffe sehr, dass viele Leser was davon haben werden. Zugegeben: Der Auszug ist für Aristobulus ‒ aber doch nicht für ihn allein?
Aus: Pascale Pellerin : « Rousseau et la question juive sous l’Occupation »
Dans la Profession de foi du vicaire savoyard, Jean-Jacques exprime sa sympathie pour le peuple juif et dénonce le sort qui leur est réservé en Europe. C’est sans doute la raison pour laquelle Rousseau influença de façon non négligeable le courant de la Haskalah, les Lumières juives. Sa conclusion témoigne d’une profonde intelligence géo-politique et d’une grande honnêteté : pour entendre la parole des juifs, encore faut-il qu’ils puissent la prendre librement dans des Etats dominés par la religion chrétienne. Ce que Rousseau juge impossible :
« Si quelqu’un osait publier parmi nous des livres où l’on favoriserait ouvertement le Judaïsme, nous punirions l’Auteur, l’Editeur, le libraire. Cette police est commode et sûre pour avoir toujours raison. Il y a plaisir à réfuter des gens qui n’osent parler. (Rousseau, O.C; IV, p. 620) »
La solution préconisée est la constitution d’un Etat juif qui mettrait ses habitants à l’abri des persécutions:
« Je ne croirai jamais avoir bien entendu les raisons des juifs, qu’ils n’aient un Etat libre, des écoles, des universités où ils puissent parler et disputer sans risques. Alors, seulement, nous pourrons savoir ce qu’ils ont à dire. (Rousseau, O.C; IV, p. 620) »
Le prophétisme de Rousseau a fait ses preuves au vingtième siècle et la modernité du philosophe force l’admiration.
A l’encontre de Voltaire qui ridiculise le peuple hébreu, Rousseau, dans le Contrat social, au chapitre VII du livre II, rend hommage à la loi hébraïque qui a su imposer une structure politique à son peuple et à ses descendants grâce à la force de la foi divine :
« La grande âme du législateur est le vrai miracle qui doit prouver sa mission. De vains prestiges forment un lien passager, il n’y a que la sagesse qui le rende durable. La loi judaïque toujours subsistante, celle de l’enfant d’Ismaël qui depuis dix siècles régit la moitié du monde, annoncent encore aujourd’hui les grands hommes qui les ont dictées ; et tandis que l’orgueilleuse philosophie ou l’aveugle esprit de parti ne voit en eux que d’heureux imposteurs, le vrai politique admire dans leurs institutions ce grand et puissant génie qui préside aux établissements durables.
Il ne faut pas de tout ceci conclure […] que la politique et la religion aient parmi nous un objet commun, mais que dans l’origine des nations l’une sert d’instrument à l’autre. (Rousseau, O.C ; III, p. 384) »
Les institutions du peuple juif, mises en place sous le règne de David et de Salomon malgré un environnement hostile, se sont perpétuées jusque dans le monde chrétien. Cette pérennisation constitue aux yeux de Rousseau la marque du génie politique des Hébreux. On remarquera au passage le coup de patte contre Voltaire et contre ses anciens amis de la coterie holbachique. Dans les Fragments politiques publiés en partie par Streckeisen-Moultou en 1861, dont Robert Derathé a donné une édition plus complète dans la Pléiade, Rousseau ne cache pas sa profonde admiration pour le peuple juif qui offre ce « spectacle étonnant et vraiment unique d’un peuple expatrié n’ayant plus ni lieu ni terre depuis près de deux mille ans, un peuple altéré, chargé, mêlé d’étrangers depuis plus de temps encore, […] un peuple épars, dispersé sur la terre, asservi, persécuté, méprisé de toutes les nations, conserver pourtant ses coutumes, ses lois, ses moeurs, son amour patriotique et sa première union sociale quand tous les liens en paraissent rompus. […] Quelle doit être la force d’une législation capable d’opérer de pareils prodiges (Rousseau, O.C ; III, p. 499) ». Dans le chapitre « De la religion civile », au livre IV du Contrat, contredisant une fois de plus Voltaire qui n’a de cesse de pourfendre le fanatisme juif, Rousseau affirme la tolérance du peuple hébreu à l’égard de ses voisins :
« Que si l’on me demande comment dans le paganisme où chaque Etat avait son culte et ses Dieux il n’y avait point de guerres de Religion ? Je réponds que c’était par cela-même que chaque Etat ayant son culte propre aussi bien que son Gouvernement, ne distinguait point ses
Dieux de ses lois. La guerre politique était aussi Théologique : les départements des Dieux étaient, pour ainsi dire, fixés par les bornes des Nations. Les Dieux des payens n’étaient point des Dieux jaloux ; ils partageaient entre eux l’empire du monde : Moïse et le Peuple Hébreu se prêtaient quelquefois à cette idée en parlant du Dieu d’Israël. Ils regardaient, il est vrai, comme nuls les Dieux des Cananéens, peuples proscrits, voués à la destruction […] ; mais voyez comment ils parlaient des divinités des peuples voisins qu’il leur était défendu d’attaquer ! La possession de ce qui appartient à Chamos votre Dieu, disait Jephté aux Ammonites, ne vous est-elle pas légitimement due ? Nous possédons au même titre les terres que notre Dieu vainqueur s’est acquises. » Une note de Rousseau indique que la traduction française est mauvaise puisque « Jephté reconnaît positivement le droit du Dieu Chamos, et que le Traducteur, le P. de Carrières affaiblit cette reconnaissance par un selon vous [les Ammonites] qui n’est pas dans le latin. » (Rousseau, O.C ; III, p. 461)
Ce texte, loin de représenter, à la manière voltairienne, les Hébreux comme une tribu féroce et sanguinaire, prouve que les notions de droit et de respect de l’autre n’étaient pas absentes des institutions hébraïques. L’intérêt de Rousseau à l’égard du peuple juif est à mettre peu ou prou en parallèle avec sa double conception de la religion, à la fois religion universelle et nationale. (…)
Par delà son sentiment religieux, Rousseau porte un vif intérêt à l’histoire des Hébreux considérée sous un angle politique. Il interroge le rapport entre religion et Etat dans le fondement des institutions qu’un peuple se choisit. Nous en voulons pour preuve ce passage des Considérations sur le gouvernement de Pologne où Rousseau dit une fois de plus toute son admiration pour le législateur Moïse, « le premier qui forma et exécuta l’étonnante entreprise d’instituer en corps de nation un essaim de malheureux fugitifs, sans arts, sans armes, sans talents, sans vertus, sans courage [et qui] osa faire de cette troupe errante et servile un corps politique, un peuple libre, […] il lui donnait cette institution durable, à l’épreuve des temps […] que cinq mille ans n’ont pu détruire ni même altérer ». Et les conseils que Rousseau prodigue aux Polonais pour préserver leur indépendance, il en trouve les sources dans la politique de Moïse qui surchargea son peuple « de rites, de cérémonies particulières et le gêna de mille façons [pour] le rendre toujours étranger parmi les autres hommes et l’empêcher de se mêler avec eux. C’est par là que cette singulière nation, si souvent subjuguée, si souvent dispersée, et détruite en apparence, mais toujours idolâtre de sa règle, s’est pourtant conservée jusqu’à nous jours […] et que ses mœurs, ses lois, ses rites, subsistent et dureront autant que le monde, malgré la haine et la persécution du genre humain. (Rousseau, O.C ; III, p. 957) »
http://rousseaustudies.free.fr/articlequestionjuive.html
Wie kommt es, fragt J.-J. Rousseau in seinem Gesellschaftsvertrag (Kap. 8, Buch 4.), dass die Juden trotz aller Versuche, sie auszurotten, immer noch unter uns sind? Seine Antwort: weil sie dem Gesetz treu geblieben sind, das sie sich gegeben haben: daher „verlor das zerstörte Zion nicht die Seinigen; sie bleiben am Leben, sie mehren sich, […] sie haben keine Führer mehr und sind immer noch ein Volk, sie haben keine Heimat mehr und sind immer noch Bürger.“
(« Sion détruite n’a point perdu les siens ; ils se conservent, ils multiplient, […] ils n’ont plus de chefs et sont toujours peuple, ils n’ont plus de patrie et sont toujours citoyens »).
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A dank a grojssn, da bin ich mal wieder platt.
1984 in der Universität (Proseminar!, bei einem Marxisten, sehr jovial mit Bart, Hegelverehrer, der einem gute Noten gab, auch wenn man nicht durch Anwesenheit glänzte) hatte ich mal gelernt, dass Jean-Jacques Rousseau kein Aufklärer gewesen sei, sondern „ein Vorläufer und Ideengeber des Faschismus“. Man bekam Auszüge zu lesen, übersetzt ins Deutsche, die das belegen sollten.
Rousseaus war wohl Kulturpessimist, aber seine Offenheit scheint in der Tat manch einen zu Fälschungen anzustacheln. Leider erinnere ich mich nicht, ob just dieser Dozent etwas über geistige Unabhängigkeit sagte (uh!, die ist so unlinks), oder über Juden (laut Marx’n etwas Verstocktes und zu Überwindendes), oder gar über Israel.
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Nicht alles, was von Rousseau stammt, ist Tora mi-Sinai. U. u. stoßen mich sein Zurück zur Natur ab und die merkwürdige Annahme, dass der Mensch von Natur aus gut sei und von der Gesellschaft verdorben. (« Tout est bien sortant des mains de l’Auteur des choses, tout dégénère entre les mains de l’homme. » ‒ „Alles ist gut, wenn es aus den Händen des Schöpfers hervorgeht; alles entartet unter den Händen des Menschen.“)
Nur: Es gibt noch diesen judenfreundlichen Rousseau, von dem ich in der Schule nichts gehört habe.
Ich finde, dass Judenfreundlichkeit, gerade weil sie unter den Aufklärern selten war, Erwähnung verdient.
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Wer weiß, wenn er länger gelebt hätte, ob er dann nicht sein romantizistisches, falsches Naturbild und diesen dogmatischen Kulturpessimismus aufgegeben hätte!, der sich ja mit seinem Judenbild nu ganz und gar nicht verträgt.
Er könnte es rechtfertigen, indem er unterstreicht, dass die Juden bei demjenigen geblieben seien, das ihnen Ho’Schejm gegeben hat. Wobei jedoch das dabei Bleiben über so lange Zeiten rein aus deren Menschenhand stammt. Der Widerspruch zu seinem Dogma vom guten ‚Ursprünglichen‘ und schlechten Menschlichen hätte ihm auffallen müssen
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Auch mir ist der Gegensatz zwischen Rousseaus Kulturfeindlichkeit – das ist schon kein Kulturpessimismus mehr – und seiner Wertschätzung des Kulturvolkes par excellence (nicht von mir, das würde ich mir nicht erlauben) aufgefallen.
Die Tora ist mitten in einem Maisfeld aufgewachsen?
Sieh nur diesen unglaublichen Text aus seiner prämierten Rede über die Wissenschaften und die Künste (1750). Seinetwegen hab ich gestern vor Schreck fast meine S-Bahn-Haltestelle verpasst.
Der letzte Text auf Französisch, lieber anti3anti – juré-craché.
Ô Fabricius ! qu’eût pensé votre grande âme si, pour votre malheur, rappelé à la vie, vous eussiez vu la face pompeuse de cette Rome sauvée par votre bras, et que votre nom respectable avait plus illustrée que toutes ses conquêtes ? « Dieux ! eussiez-vous dit, que sont devenus ces toits de chaume et ces foyers rustiques qu’habitaient jadis la modération et la vertu ? Quelle splendeur funeste a succédé à la simplicité romaine ? Quel est ce langage étranger ? Quelles sont ces mœurs efféminées ? Que signifient ces statues, ces tableaux, ces édifices ? Insensés, qu’avez-vous fait ? Vous, les maîtres des nations, vous vous êtes rendus les esclaves des hommes frivoles que vous avez vaincus ? Ce sont des rhéteurs qui vous gouvernent ? C’est pour enrichir des architectes, des peintres, des statuaires, et des histrions, que vous avez arrosé de votre sang la Grèce et l’Asie ? Les dépouilles de Carthage sont la proie d’un joueur de flûte ? Romains, hâtez-vous de renverser ces amphithéâtres ; brisez ces marbres ; brûlez ces tableaux ; chassez ces esclaves qui vous subjuguent, et dont les funestes arts vous corrompent. Que d’autres mains s’illustrent par de vains talents, le seul talent digne de Rome est celui de conquérir le monde et d’y faire régner la vertu. (…) »
Hier eine englische Übersetzung – besser als nichts:
“O Fabricius! What would your great soul have thought, if to your own misfortune you had been called back to life and had seen the pompous face of this Rome saved by your efforts and which your honourable name had distinguished more than all its conquests? ‚Gods,‘ you would have said, ‚what has happened to those thatched roofs and those rustic dwelling places where, back then, moderation and virtue lived? What fatal splendour has succeeded Roman simplicity? What is this strange language? What are these effeminate customs? What do these statues signify, these paintings, these buildings? You mad people, what have you done? You, masters of nations, have you turned yourself into the slaves of the frivolous men you conquered? Are you now governed by rhetoricians? Was it to enrich architects, painters, sculptors, and comic actors that you soaked Greece and Asia with your blood? Are the spoils of Carthage trophies for a flute player? Romans, hurry up and tear down these amphitheatres, break up these marbles, burn these paintings, chase out these slaves who are subjugating you, whose fatal arts are corrupting you. Let other hands distinguish themselves with vain talents. The only talent worthy of Rome is that of conquering the world and making virtue reign there. (…)”
Kunst, Architektur, Musik, Theater, Literatur: alles Teufelswerk? Was für ein Feuer brannte in Rousseau, dass er das alles hineinwerfen wollte? Wovon soll der Mensch denn innerlich leben?
Dabei liebte er Musik. Hat er nicht ein auf Zahlen basierendes Notensystem entwickelt? Deinen Dozenten kann ich schon verstehen.
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… wobei grad der Faschismus (im Sinne von Fascismo) nichts gegen Technik und äußerliche Modernität hatte, nicht?, Marinettis Elogen über Großstadt und Maschinen sind legendär.
Was Rousseau da schwätzt, ist Gründenk plus was mit Welteroberung und Tugendboldigkeit, also reiner Islam, wenn man ein paar Worte austauscht. So könnte einer vom IS reden (der freilich nie so gut reden könnte), wenn er sich in Baghdad hinstellt und das Bissele Kunst und Zivilisation und fließend-Wasser geißelt, das man da übrig ließ.
1750, achdumeinegüte, Rousseau hat ja nicht die Römer, sondern die Franzosen gemeint. 1750 waren Glucks Opern auf dem Vormarsch, zwar mit dem Anspruch von mehr Natürlichkeit, aber die sind alles Andere als natürlich. Hundert Jahre später hat Haussmann in Paris alles noch größer und zivilisierter gemacht, alles dort war seit Louis-Quatorze ein ununterbrochener Prozess hin zu besseren Straßen, mehr Marmor, mehr Häusern, besserem Essen, plus d’histrions, mehr Gemälden, Büchern, Salons usf.!, jedoch Rousseau wollte es da haben wie bei den Phäaken.
Er muss das alles sehr gehasst haben…
Es hat ihn alles so angepestet wie es einen Konvertiten zum Judentum anpestet. Die machen auch alles runter außer dem, das sie für das Wahrste und Eigentlichste und Heiligste des Judentums halten.
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„Was Rousseau da schwätzt, ist Gründenk plus was mit Welteroberung und Tugendboldigkeit, also reiner Islam, wenn man ein paar Worte austauscht. So könnte einer vom IS reden…“
Herztreff, Ari! Genauer, niederschmetternder, hat es nicht einmal Voltaire formuliert. Dafür hat er seine bête noire Rousseau doch zu sehr gehasst. Keine günstige Beurteilungslage.
Konvertitengeschwätz? Könnte sein. Rousseau war Schriftsteller, Musiker, Künstler – ebenso das Gegenteil von seinem imaginären Bauern wie Nietzsche das Gegenteil von der blonden Bestie war, die er verantwortungslos hochgeschwätzt hat.
Zufall oder nicht: Gemeinsam ist den Beiden, dass sie in Paranoia hinab gesunken sind; und vor allem: dass sie das Judentum bewundert haben. (Ich hoffe, das spricht nicht gegen das Judentum).
Nietzsche, nicht Rousseau:
„Europa ist gerade in Hinsicht auf Logisierung, auf reinlichere Kopf-Gewohnheiten den Juden nicht wenig Dank schuldig; voran die Deutschen, als eine beklagenswert deraisonnable Rasse, der man auch heute immer noch zuerst ‚den Kopf zu waschen hat’. Überall, wo Juden zu Einfluß gekommen sind, haben sie feiner zu scheiden, schärfer zu folgern, heller und sauberer zu schreiben gelehrt: ihre Aufgabe war es immer ein Volk ‚zur Raison’ zu bringen.“
(Friedrich Nietzsche, Die Fröhliche Wissenschaft. Karl Schlechta Hg. Werke in sechs Bänden, München-Wien 1980. Bd. III, S. 215; Nr. 348)
„Trotzdem möchte ich wissen, wie viel man bei einer Gesamtabrechnung einem Volke nachsehen muß, welches, nicht ohne unser aller Schuld, die leidvollste Geschichte unter allen Völkern gehabt hat, und dem man den edelsten Menschen (Christus), den reinsten Weisen (Spinoza), das mächtigste Buch und das wirkungsvollste Sittengesetz der Welt verdankt. Über dies: in den dunkelsten Zeiten des Mittelalters, als sich die asiatische Wolkenschicht schwer über Europa gelagert hatte, waren es jüdische Freidenker, Gelehrte und Ärzte, welche das Banner der Aufklärung und der geistigen Unabhängigkeit unter dem härtesten persönlichen Zwange festhielten und Europa gegen Asien verteidigten; ihren Bemühungen ist es nicht am wenigsten zu danken, daß eine natürliche, vernunftgemäßere und jedenfalls unmythische Erklärung der Welt endlich zum Siege kommen konnte und daß der Ring der Kultur, welcher uns jetzt mit der Aufklärung des griechisch-römischen Altertums zusammenknüpft, unzerbrochen blieb.“
(Friedrich Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches. Karl Schlechta Hg. Werke in sechs Bänden, München-Wien 1980. Bd. II, S. 686; Nr. 475)
Das ist gesprochen, wie?
Irgendwas ist an diesen Beiden, dass man sich nicht dazu aufraffen kann, sie zu verabscheuen. Sie berühren einen, zwingen sogar, sie persönlich zu lieben. Trotz alledem. Rousseau und Nietzsche sind wirklich das, wozu Andere sich staffieren: poètes maudits.
Frankreichs offizieller poète maudit, Rimbaud, betrieb zuletzt Frauenhandel in Marseille. Ein kleiner Unterschied, nicht?
Deine Bemerkungen zur äußerlichen Modernität des Faschismus und zum Islam führen elegant zum nächsten Artikel von Shanto Trdic. Will ihn noch zu Ende lesen.
Bei uns in anderthalbt Stunden Kundgebung mit Charlotte Knobloch.
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Nietzsche – der hatte es mit der blonden Bestie, weil es ihm so schlecht ging, nicht? Er hat die Verehrung der Bestie nicht Ernst gemeint, es ging ihm elend, aber das ehrliche Elend wurde erst im 20sten Jahrhundert zum Thema, alle haben es ausgekostet. Nietzsche hat es sich nicht erlaubt, hat eine Bestie herbeisublimiert, und dann ging er zugrunde.
Hast Du den Zarathustra gelesen? Ich hab’s nicht geschafft, weil damals ich glaubte, er meine das alles Ernst. Kann nicht sein – allein die Passage mit der alten Frau (da steht eine drin, und die hab ich gelesen) ist so abgründig doppelbödig, dass er das Ganze nicht wörtlich gemeint haben kann.
Jedoch Generationen Deutscher lasen das Buch mit andächtiger, heroischer Haltung
– Wie war Eure Kundgebung?
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Spricht es für oder gegen mich, dass ich den Zarathustra mit 16-17 Jahren nicht nur gelesen, sondern immer wieder gelesen, ja, aufgesogen habe? Ich war so sehr hin und weg, dass ich mir gerade bei diesem Buch vorgenommen hatte, richtig Deusch zu lernen, um das Original kennen zu lernen.
Zwar verstehe ich heute noch meine langjährige Leidenschaft für Nietzsche, der mich denk-enthemmt und sprachlich bezaubert hat, aber nicht gerade für den wahnwitzigen Zarathustra.
Jedenfalls habe ich noch die Worte unserer Philosophie-Lehrerin im Ohr: « Nietzsche, c’est un poison, mais un poison salutaire » ‒ Nietzsche ist ein Gift, aber ein heilsames Gift. Sie fügte noch hinzu, dass man nicht zu viel auf einmal davon nehmen sollte.
Paroles perdues, vergebliche Warnung. In dem Alter macht das natürlich nur noch schärfer.
Immerhin hat mir N. einen richtig Erfolg an der Uni beschert. Und zwar gelang es mir, glaube ich, nachzuweisen, dass die Aphorismen seiner ersten, „vernünftigen“ Zeit, die Maximen von La Rochefoucault geradezu abkupfern. Das Gleiche in heiß, ganz heiß.
Zur Mahnwache am Brandenburger Tor kam gerade Charlotte Knobloch nicht. Falsche Meldung wohl. Die Mahnwache stand unter dem Motto: „Für Menschenrechte gegen Fanatismus“.
Standen da vier Frauen, jede mit einem Plakat:
Ulrike Trautwein („Ich bin Christin“)
Seyran Ateş, die muslimischerseits bedrohte RA („Ich bin Muslimin“)
Lala Süsskind, die vormalige JG-Vorsitzende („Ich bin Jüdin)
Gülşen Çakal („Ich bin Alevitin“)
Die wohlgemeinte Aktion hat mit der Wirklichkeit so viel zu tun wie Wachträume von Liebesglück und Lottogewinn; greift sie doch die politisch und theologisch falsche Vorstellung von der Gleichheit der monotheistischen Religionen auf. Ein Gott und Friede-Freude-Eierkuchen. Veranstalter natürlich das JFDA – Jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus ‒, was denn sonst? Etwa der Zentralrat der Muslime in Deutschland?
Danke für Dein Interesse, Ari. Gut Schabbes Dir, Dr. Warszawski, und allen Jiddn überall.
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Jeeez, „Jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus“, was haben die, Fieber, rührenden Wahrheitsdrang, oder bloß keinen Sinn für Ironie?, ah so, die sind so!, also sind die pro bono et contra malum.
Und was sollten bloß diese vier Frauen mit Schildern „ich bin eine Frau“?, achdumeinegüte, hatten die auch einen Spiegel dabei?, so wird das doch nie was. La Rochefoulcault hätt zug’stochen und Nietzsche hätte g’schossn, beide hätten es nicht gut gemeint.
Weshalb die ja was zu sagen hatten.
– À propos danke!, liebe Schum, wegen des Zarathustra. Er wartet nun darauf, gelesen zu werden, ich hab ihn aus dem Bücherregal gefischt, aber sag, sind diese alten Ausgaben (Kröner 1930) nicht alle von seiner Schwester umgefälscht worden?
Derzeit lese ich Thomas Bernhards „Auslöschung“, er ist von Wolfsegg besessen, es geht die ganze Zeit um Wolfsegg nein gegen Wolfsegg fortwährend, und naturgemäß spricht er mit Gambetti auf dem Weg über die Via Flaminia bis zur Piazza del Popolo fortwährend über Wolfsegg, aber erst ab Seite 165 kommt er überhaupt erst auf Wolfsegg zu sprechen!, auf Wolfsegg-an-sich naturgemäß!, weswegen es ab Seite 165 dann fortwährend um Wolfsegg geht, um dessen unerträgliche Widerwärtigkeiten und gemeingefährliche Grauenhaftigkeiten zumal, das versteht sich von selbst, naturgemäß.
A sejer gutte woch.
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Bitte nicht den Zarathustra in der Kröner-Ausgabe lesen! 1930 war Führer-Verehrerin Elisabeth Förster noch Leiterin des Nietzsche-Archivs, das sie in eine Fälscherwerkstatt verwandelt hat.
Entweder die Schlechta-Ausgabe oder nichts.
„In der von ihm herausgegebenen Sammlung von Nietzsches Werken konnte Professor Karl Schlechta die Fälschungen der Elisabeth Förster-Nietzsche an mehreren Dutzend Beispielen unwiderlegbar nachweisen und aus dem Text wieder eliminieren.“ (Der Spiegel, 29.01.1958: „Das Lama“)
Da ist noch was: Weißt Du, dass Deine Absicht, den Zarathustra zu lesen, mich verlegen macht? Es ist so, als wolltest Du eine meiner Jugendschwärmereien in Augenschein nehmen. Ich weiß nicht, wie N. auf einen reifen Erwachsenen wirkt, habe ihn seit Jahrzehnten nicht mehr gelesen.
Jugendlieben: Man dreht sich um, und staunt manchmal über sich. Was hab ich damals an ihm, an ihr gefunden? Für wen das Herzklopfen und der Kummer?
Ein Bisschen beruhigen tut mich ein Zeugnis von Albert Camus (1957) aus dem zitierten Artikel:
„Eine Rasse von kulturlosen Herren, die den Willen zur Macht lallend auf den Lippen führten, hat schließlich ‚die antisemitische Verkrüppelung‘, die er bis zum letzten Tage verachtet hat, auf seine Rechnung gesetzt.
„Er hatte an einen mit Intelligenz gepaarten Mut geglaubt, den er Stärke nannte, und ausgerechnet in seinem Namen hat man den Mut gegen die Intelligenz gekehrt; und jene Tugend, die wahrhaftig die seine war, hat sich so in ihr Gegenteil verwandelt, in eine Gewalt, der man die Augen ausgestochen hat.“
„In der Geistesgeschichte gibt es, mit Ausnahme von Marx, keinen Fall, der dem Nietzsches an Abenteuerlichkeit gleichkommt; und niemals wird man das Unrecht gutmachen können, das man ihm angetan hat.“
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41760571.html
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