US-Präsident Barack Obama sagt es, der britische Premierminister David Cameron sagt es, der amtierende Papst sagt es und deutsche Behörden schreiben es vor. Dieser Satz mag eine Beleidigung für den Gebildeten sein, doch wollen wir ihn vorläufig akzeptieren und uns fragen, warum er ausgesprochen wird und warum deutsche Behörden verlangen, dass jeder Bürger sich danach richten soll, wenn er Sanktionen umgehen will.
Beschränken wir uns auf Deutschland. Deutschland nimmt mit derzeit 400 Kämpfern auf Seiten des Islamischen Staates IS teil, der sich einwandfrei als islamistische Organisation zu erkennen gibt. Die Werbung für den Kampf der IS betreiben gewaltfreie Salafisten, die nicht von den deutschen Behörden in ihrem Tun gestört werden. Salafisten sind Islamisten, die für den Terror werben, was in Deutschland augenscheinlich – zumindest derzeit – nicht verboten ist oder geahndet wird. Auch gewaltbereite Islamisten, die den islamistischen Terror verherrlichen, jedoch nicht selber zupacken, werden von den Behörden geschont. Lediglich gewalttätige Islamisten, denen Terror nachgewiesen wird, werden belangt, jedoch nur, wenn der Terror in Deutschland oder Europa stattfindet. Terroristische Aktionen, wie Kopfabhacken in Assyrien, den ehemaligen Syrien und Irak, werden nicht verfolgt, da die Behörden schon dankbar sind, wenn der rückkehrende Islamo-Terrorist sich reumütig zeigt und auf Terrorakte in Deutschland verzichtet. Die Werbung der Rückkehrer für Islamisten und Islamismus wird unter dem hohen Gut der Meinungsfreiheit toleriert, sogar wenn sie ausschließlich zur Tötung von Juden aufruft.
Nun schwappt der Islamismus auch über Deutschlands Grenzen bis nach Wuppertal und Düsseldorf, so dass die indigene und immigrierte Bevölkerung erwartet, dass die Regierenden handeln. Deshalb hat sich die Bundesregierung entschlossen, Waffen in das Krisengebiet zu entsenden. Bundeswehr-Soldaten könnten folgen, wenn die Kriegslage es erfordert. Sieben Bundeswehr-Soldaten sind schon in der Nähe des IS.
Und genau hier liegt das Problem. Wenn der Islam und der Islamismus große Überschneidungen aufweisen würde, dann könnte sich der Unmut, gar der Hass, der Indigenen gegen die muslimischen Neubürger richten. Nur allzu gut ist der Regierung in Erinnerung der Aufruf zur Befreiung des Heiligen Landes von den Ungläubigen, der sich zunächst in der physischen Vernichtung der Juden durch Kreuzritter manifestiert hat. Gewöhnlich sind die Juden in der Synagoge, ihrem Gebetshaus, eingesperrt worden, die dann abgebrannt ist. Würden Soldaten heute auf dem Weg nach Assyrien Muslime in die Moscheen treiben, um sie anzuzünden, dann würde die öffentliche Ordnung in Deutschland zusammenbrechen. Deshalb lautet die Devise, dass der Islamismus nichts mit Islam zu tun hat.
Wenn wir die Befürchtungen der Verantwortlichen teilen, werden wir auch die Logik dieser Aussage akzeptieren und den Satz – Islamismus hat nichts mit Islam zu tun – mit aller Kraft verbreiten. Selbst in Anwesenheit von zuverlässigen Freunden, deren Gesinnung wir teilen, werden wir verantwortungsvoll handeln und unser wahres Wissen verstecken, da der Ernst der Lage den guten Freund zwingt, mich zu verraten, falls ich es nicht vorher getan habe. Redliche Menschen mit einem Hang zur Wahrheit werden leiden. Immer mehr Teile der Demokratie werden aufgehoben, um die neue Wahrheit abzusichern, was in einer Entdemokratisierung der ganzen EU münden wird.
Nun gibt es dennoch Intellektuelle und einfache Menschen, die belegen, dass der Islamismus eine anerkannte Strömung im Islam ist. Eines ihrer Kritikpunkte lautet, dass nur hervorragende Islamgelehrte darüber entscheiden dürfen, was Islamismus ist. Der amtierende Papst kennt sich im Islam nicht ganz so gut wie aus sein lebender Vorgänger, er ist auch kein Muslim. Obama ist nach islamischen Verständnis ein Muslim, da der Islam die Apostasie nicht kennt, der US-Präsident ist jedoch kein Gelehrter, schon gar kein Islamgelehrter. David Cameron ist weder Gelehrter, noch Muslim. Die Mehrheit der institutionalisierten Muslime in Deutschland behauptet zwar, dass der Islamismus nichts mit Islam zu tun hat, doch gibt es in ganz Deutschland keinen einzigen in der islamischen Welt anerkannten und hervorragenden Islamgelehrten. Den institutionalisierten deutschen Muslimen darf guten Gewissens Opportunität und Opportunismus unterstellt werden. Ihre Argumentation basiert nicht auf Fakten, sondern auf Furcht, dass wenn Islamismus und Islam über genügend Schnittmengen verfügen, ihnen und ihren Anhängern vor allem ein materieller Schaden entstehen würde.
In arabischen und islamischen Ländern gibt es viele hervorragende Islamgelehrte. Im Bezug auf Islamismus sind sie nicht einer Meinung.
Das Verharren auf die vermeintlichen Wahrheit, dass der Islamismus nichts mit Islam zu tun hat, führt zu irreparablen Schäden. Doch die Konsequenzen der Lüge treten spät, erst nach erfolgtem Krieg gegen den IS in Erscheinung. Wer als Sieger aus dem Kampf hervortritt, kann heute nicht bestimmt werden. Im Lager der USA, den Kämpfern für das Gute und Wahre, tummeln sich allzu viele Freunde und Unterstützer des IS. Betroffene Staaten wie Israel, die sich eindeutig gegen jeglichen islamistischen Terror stellen, werden von der Gemeinschaft der Kämpfer für das Gute und Wahre ausgeschlossen, um die Judenfeinde im Lager der USA nicht zu verprellen. Sollte das Abendland den Krieg gewinnen, so werden die Opportunisten schon einen Weg finden, um als Sieger dazustehen. So behauptet selbst die Hamas, den Gazakrieg gegen Israel gewonnen zu haben, was die meisten judenkritischen Deutschen für bare Münze nehmen.
Sollte der Westen den Krieg gegen den Islamischen Staat verlieren, dann gilt die neue Wahrheit:
Der Islamismus ist der wahre Islam!
Erschienen unter
https://www.freitag.de/autoren/anti3anti/islamismus-hat-nichts-mit-islam-zu-tun
Die SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi hat erklärt, dass man den Islamischen Staat, dessen Krieger sich auf den Koran berufen, nicht als islamisch bezeichnen soll. Das würde die Gefühle von Moslems verletzen.
Morgen wird der Kalif Abu Bakr al Baghdadi erklären, warum man Yasmin Fahimi nicht als SPD-Generalsekretärin bezeichnen soll. Das würde die Gefühle von Sozialdemokraten verletzen.
Gideon Böss schreibt für DIE WELT
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Gesellschaftliche Umwälzungen kündigen sich durch Sprechordnungen an, nicht?
Aber nein, lieber anti3anti: Niemand in der Regierung befürchtet, dass Bundeswehr-Soldaten oder das überlebende NSU-Mitglied Zschäpe auf dem Weg nach Assyrien Muslime in Moscheen zusammentreiben und anzünden könnten. Erstens sind Muslime keine Juden, dass sie sich irgendwohin treiben ließen, zweitens reicht das Gedächtnis der Regierenden nicht über die vorige Wahl hinaus. Klaus Wowereit z. B. weiß nicht, wann der Zweite Weltkrieg begonnen hat (Berliner Kurier, 13.12.2012). Die Kreuzzüge, das war doch davor, nicht?
Nein, es geht vermutlich um ernstere Dinge wie Wirtschaftsinteressen und ideologische Schnittmengen.
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Schließlich hatten die Nationalsozialisten auch nichts mit dem Nationalsozialismus zu tun…
Der NSU hatte auch nichts mit der NPD zu tun…
Heinz Becker sagt dazu: Dommschwätzer!
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