To Appease or not to Appease!

Der neue Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland hat schreiben lassen, dass er PEGIDA für brandgefährlich hält. Ich will weder abstreiten, noch bejahen, dass PEGIDA brandgefährlich ist, ich will lediglich analysieren, warum der mehr oder weniger demokratisch gewählte Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland diese unbedachte Äußerung getätigt und damit folgende Schlagzeilen erzeugt hat:

Zentralrat der Juden nimmt Muslime in Schutz
Juden und Christen kritisieren die „Pegida“-Demonstrationen
Zentralrat der Juden verteidigt Muslime

Auch fantasielose Leser werden aus den Überschriften erkennen, dass bei heiklen Dingen die Journaille den Juden den Vortritt lässt.

Die Aufgabe des zumindest teilweise von Juden in Deutschland bezahlten Zentralrates ist es nicht, Muslime oder andere Andersgläubige in Schutz zu nehmen, sondern für das Wohlergehen der Juden, insbesondere in Deutschland, zu sorgen. Der Zentralrat hat alles zu unterlassen, was die Sicherheit der Juden in Deutschland gefährdet.

Bezüglich PEGIDA vertreten Politiker demokratischer Parteien, wobei ich dieses Mal die Linken mit einbeziehe, inter- und innerparteilich divergente, gar konträre Ansichten. Lediglich Kardinäle und Bischöfe beider großer christlicher Konfessionen verlautbaren ähnliche, wenn auch nicht deckungsgleiche Vorstellungen über PEGIDA. Nachdem nun ranghohe geistliche Vertreter der christlichen Religionen ihre Meinung dem Volk bekanntgegeben hatten, sah sich auch der Zentralratsvorsitzende gedrängt, seine voreiligen Gedanken der deutschen Sprachwelt bekanntzugeben. Dies erklärt jedoch nur, dass der Vorsitzende mehr an seiner Person als an der korrekten Ausübung seines Amtes interessiert ist.

Der kritische Leser wird sich fragen, warum auf die Feststellungen geistlicher Würdenträger des Christentums nicht Rabbiner antworten, die geistliche Würdenträger des Judentums sind. Die Antwort ist einfach: Rabbiner haben in Deutschland nichts zu sagen. Sie müssen sich jeder öffentlichen politischen Äußerung im Amt enthalten, wollen sie nicht ihre Arbeitsstelle verlieren. Ihre religiöse Führungsrolle ist nach 1945 von den Gemeindevorsitzenden usurpiert worden, die sogar dafür gesorgt haben, dass es bis heute– im Gegensatz zu den meisten Ländern der Erde – keinen Oberrabiner für ganz Deutschland gibt. Somit übernehmen jüdische Laien, die kaum des Lesens der Hebräischen Schrift, geschweige denn des korrekten Schreibens mächtig sind, die Aufgabe, auf Aussagen gewiefter christlicher Theologen zu antworten. Das Ergebnis ist erwartungsgemäß erbärmlich.

Worin liegen für Juden mögliche Vorteile der unbedachten Aussage des Vorsitzenden?

Der Vorsitzende der Juden versucht, sich den Kirchen und den Moscheen anzubiedern. Da der jüdische Einfluss auf PEGIDA nicht messbar ist, wird der Vorsitzende von Christen und Muslimen mild belächelt. Kaum ein Jude nimmt an den Demonstrationen der PEGIDA teil. Wozu auch? Juden demonstrieren nicht einmal für ihre eigenen Interessen. Dies lassen sie durch andere geschehen, wie Israel- und Judenfreunden. Selbst als der Zentralrat der Juden in Deutschland seine Juden aufgefordert hat, gegen den öffentlichen muslimischen Antisemitismus („Juden ins Gas“) im Sommer dieses Jahres in Berlin Flagge zu zeigen, hat sich weniger als 1% der Juden in Deutschland aufgerafft, dem Aufruf zu folgen.

Folgerichtig braucht der Vorsitzende der Juden seine Juden nicht aufzufordern, PEGIDA fern zu bleiben.

Worin liegen für Juden sichere Nachteile der unbedachten Aussage des Vorsitzenden?

Die Nachteile erfordern weit mehr Raum, aufgelistet zu werden. Durch seine Aussage nimmt der Vorsitzende neben Muslimen auch Islamisten in Schutz, deren vordringliches Ziel die weltweite Eliminierung von Juden ist. Islamisten sind nun einmal eine Untergruppe der Muslime. Entsprechend seriöser Studien ist verbaler Antisemitismus unter nicht-islamistischen Muslimen weiter verbreitet als unter Bürgern Deutschlands anderer Glaubensrichtungen.

Ungewollt oder unbeabsichtigt unterstützt damit der Vorsitzende der Juden den verbalen Hass gegen Juden. Er verniedlicht damit die für Juden höchst bedrohliche Situation durch Muslime, was seiner Provenienz aus der unterfränkischen Provinz geschuldet ist. Schließlich ist der neue Vorsitzende der Juden Deutschlands seit 1945 der erste Vorsitzende der Juden Deutschlands, der einer Kleinstadt entstammt.

Es gibt auch keinen ethischen Auftrag, dass Juden Muslimen in Deutschland helfen. Deutschlands Muslime sind zahlreich genug, sich selber zu helfen. Sie bedürfen keiner unangenehmen jüdischen Unterstützung, da sie auf muslimische Antizionisten und Antisemiten Rücksicht nehmen müssen.

Wer Synagogen kennt, wird sich wundern, weshalb sie derart gesichert sind. Synagogen in Deutschland sind Festungen mit Schießscharten, Stacheldraht, doppeltes Panzerglas und Panzersperren. Die Festungen sollen Juden nicht von Hakenkreuz schmierenden Neonazis beschützen. Juden bereiten sich auf einen Angriffe mordender Islamisten vor, die Einzeltäter oder in einem muslimischen Netzwerk eingebettet sind, und die von Moscheen und Polizei nicht verhindern werden können.

Wegen eines Brandanschlages auf die Düsseldorfer Synagoge im Oktober 2000 hatte der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder den Aufstand der Anständigen eingefordert, dem 200.000 Anständige gefolgt waren. Die Polizei vermutete zunächst deutsche Rechtsextremisten. Später stellt es sich heraus, dass die Täter Araber waren. Es ist mehr als fraglich, ob 200.000 Anständige dem Aufruf gefolgt wären, wenn Gerhard Schröder ihn überhaupt ausgesprochen hätte, wenn schon vorher bekannt gewesen wäre, dass nicht deutsche Rechtsextremisten, sondern sich an Juden rächende Araber den Brandanschlag verübt hätten. Die Ereignisse dieses Sommers, als ausreichend viele Muslime in der Öffentlichkeit laut und deutlich trotz rudimentärer Deutschkenntnisse unter den Augen und Ohren der Polizei „Juden ins Gas“ riefen und andere Muslime genüsslich zuhörten, ohne einzuschreiten, lassen sicher aussagen, dass bei einem Anschlag auf eine Synagoge durch Muslime sich heute nicht genug Anständige finden werden. Dem erneuten Aufruf Gerhard Schröders gegen PEGIDA ist Erfolg beschieden, da Muslime nicht die Täter, sondern die Opfer sind.

Bisher hat sich PEGIDA hauptsächlich nur gegen Muslime gewendet. Der selbstlose Aufruf des Vorsitzenden der Juden Deutschlands könnte vorhandenen rechte Organisatoren von PEGIDA auf den Gedanken bringen, zusätzlich Juden zu attackieren. Schließlich behaupten ehrenwerte Muslime, dass Jesus kein Jude, sondern Muslim sei. Einfache PEGIDA-Mitläufer könnten diese Anschauung übernehmen und den jüdisch-christlichen Ursprung des Abendlandes dermaßen umdeuten, dass das Judentum ebenfalls nicht zum Abendland oder zu Deutschland gehört, was historisch korrekt ist. Sollte PEGIDA Juden angreifen, so können Juden darauf vertrauen, dass ihnen weder die Politik, noch christliche Kirchen, noch die Moscheen ehrlich beistehen werden.

Ich stelle zusammenfassend fest, dass die veröffentlichten Worte des Vorsitzenden die Sicherheit der in Deutschland lebenden Juden gefährden. Ein Vorteil für Juden in Deutschland lässt sich durch die unbedachten Worte des Vorsitzenden nicht erkennen.

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46 Antworten zu To Appease or not to Appease!

  1. caruso schreibt:

    @Rika @Aru @Schum74 – mir kamen die Tränen als ich eure Post las. Ihr seid so lieb, so menschlich. – Im Moment geht es mir rel. erträglich, eine sehr gute Freundin ist noch einige Zeit
    da, was danach wird – keine Ahnung. Ich werde versuchen nach meiner Devise zu handeln: Abwarten und Tee trinken. Hoffentlich gelingt’s mir.
    lg und danke!
    caruso

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