Ein (un)passender Vergleich

Seit Kurzem sind wir um einen Begriff reicher: der erweiterte Suizid. Dieser Selbstmord schließt neben dem Selbstmörder weitere Tote ein, die selten mit ihrer Tötung einverstanden sind. Üblicherweise nimmt der Selbstmörder weitere Opfer billigend in Kauf. In manchen Fällen werden Menschen in der Umgebung des Selbstmörders mit Absicht ermordet, auch wenn sich diese Menschen nur zufällig am Ort der Tat befinden.

Die Absicht eines terroristischen Selbstmordattentäters besteht immer darin, Personen durch das Selbstmordattentat zu töten. Es ist also nicht das Factum, sondern die dahinter stehende Absicht, die den erweiterten Suizid vom Selbstmordattentat unterscheidet. Beim Amoklauf ist eine klare Unterscheidung nicht mehr gegeben. Der Amoklauf wird als eine Spezialität unter dem erweiterten Suizid verbucht.

Beim Flugzeugabsturz in den südfranzösischen Alpen mit insgesamt 150 Menschenopfern fällt es schwer von einem erweiterten Suizid zu sprechen. Allzu sehr ähnelt das Unglück einem vulgären Terroranschlag, wie wir ihn alle als 9/11 in New York fest in Erinnerung haben. Wegen den vielen Opfern in beiden Türmen des World Trade Centers treten die 147 getöteten Passagiere und Besatzungsmitglieder in beiden Flugzeugen zurück.

Sowohl erweiterte Suizide, als auch Selbstmordattentate können auf religiöse oder politische Vorstellungen basieren. Der erweiterte Suizide und das Selbstmordattentat weisen nicht nur auffällige Ähnlichkeiten, sondern große Übereinstimmungen auf. Selbst die Reaktionen oberster Politiker und der Medien auf beide Mordarten stimmen überein.

Eine Unterscheidung zwischen beiden Mordarten ist gesellschaftlich, politisch, wirtschaftlich und sprachlich nicht gerechtfertigt.

Es geht nicht darum, den jungen Co-Piloten aus Montabaur als Terroristen darzustellen. Die Verhinderung solcher seltenen Attentate obliegt nun den Fluggesellschaften. Es geht umgekehrt darum, aus dem Flugzeugabsturz Schlussfolgerungen auf gewöhnliche Terroristen zu ziehen. Da beide Selbstmordarten große Übereinstimmungen aufweisen, ist dies zweifellos angesagt.

Djihadisten, die für den Islamischen Staat in den Krieg ziehen, Mitglieder der Hamas, die wahllos israelische Bürger umbringen, sind letztendlich Selbstmordattentäter, da die Aktivisten mit ihrem eigenen Tod rechnen. Sie sind gewöhnlich männlich und jung wie der Co-Pilot aus Montabaur und entstammen der bürgerlichen Mittelschicht. Äußerlichkeiten, wie der Ruf „Allahu Akbar“ kurz vor Verrichtung ihrer ruchlosen Tat und ihrem Ableben, sind nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass die Selbstmörder an psychischen Problemen in Form von Wahrnehmungsverzerrungen leiden. Bedeutend ist auch, dass die Selbstmörder eine möglichst hohe Publicity anstreben, die sie auch von Politik und insbesondere Medien erhalten.

Kann man Piloten mit Djihadisten vergleichen? Die Zahl der Djihadisten wird auf 100.000 geschätzt, die der Sunniten auf 1.300.000.000. Ungefähr 1/10 Promille der Sunniten sind Terroristen. Unter den Piloten Deutschlands oder weltweit wird der Anteil nicht signifikant verschieden sein. Nehmen wir jedoch die Unterabteilung der zum (sunnitischen) Islam Konvertierten, so ergibt sich ein anderes Bild. In Deutschland werden 30.000 zum Islam Konvertierte angenommen. Davon sind etwa 300 Djihadisten, die sich im Islamischen Staat verdingen, was einem Anteil von 1% entspricht, also dem 100-fachen Anteil selbstmörderischer Flugzeugpiloten entspricht.

Woher stammt die Diskrepanz? Es ist offensichtlich, dass ein Flug in die Türkei einfacher zu buchen ist als der Erwerb einer Fluglizenz bei der Lufthansa. Somit können wir sicher davon ausgehen, dass der IQ eines Terrorpiloten den eines Djihadisten bei Weitem übertrifft. Die Zugehörigkeit zur Zunft der Piloten ist schwieriger zu erlangen als die Zugehörigkeit zum Islam, die nur wenige Momente beansprucht. Dies ist ein bemerkenswert wichtiger Unterschied, der nicht unterschlagen werden soll!

Der erweiterte Selbstmord des Piloten kann, muss jedoch nicht eine politische oder religiöse Forderung enthalten. Genauso verhält es sich bei dem Djihadisten. Deren fehlendes Wissen über den Islam schließt jegliche religiöse, deren niedriger IQ und geringes Allgemeinwissen schließt jegliche vernünftige politische Forderung aus.

Bedeutet das, dass die ruchlosen Taten des Djihadisten unislamisch sind? Nicht unbedingt! Wie die Fluglizenz ist der Übertritt zum Islam der Schlüssel zum Terror. 99% der deutschen Islam-Konvertiten sind keine Terroristen, jedoch 100 Mal öfters als Piloten, die zu 99,99% nichts mit Terrorismus im Sinn haben. Der Flug in die Türkei ist somit sicherer als der anschließende Aufenthalt in der Türkei.

Ein einflussreicher Imam aus Ägypten predigt, dass Muslime sich aller vorhandenen Waffen bemächtigen dürfen, um Ungläubige ( = Nicht-Sunniten ) zu töten. Neben Messer und Beile empfiehlt der Gottesmann PKWs, die in die Menge rasen. Ein Auto ist zwar ein schwächeres Mordwerkzeug als ein Flugzeug, wird jedoch im Nahen Osten oft und mit großem Erfolg eingesetzt.

Worauf müssen wir in Europa uns gefasst machen?

Der erweiterte Selbstmord im Flugzeug wird Nachahmer finden, insbesondere bei Billigfluglinien, deren Sicherheitsstandards gegenüber teuren Fluglinien herabgesenkt sind. Die Angst der potentiellen Fluggäste wird viele Fluglinien in den Konkurs schlittern lassen, was zu einer Erhöhung der Flugpreise führen wird. Wahrscheinlich wird die deutsche Bundesregierung diesen glücklichen Umstand ausnützen, um die Kerosinsteuer von den Fluglinien einzutreiben, was zu einer zusätzlichen Preiserhöhung der Flüge führen wird.

Begrenzte terroristische Attentate (PKW, Messer, Beil) werden nicht nur in islamischen Ländern, sondern auch in Europa zunehmen. Von diesen Attentaten werden wie üblich mehr Muslime als Nichtmuslime betroffen sein, was die Anzahl und Größe der No-go-Areas vermehren und vergrößern wird.

Bereits jetzt sieht eine Verordnung vor, dass immer mindestens zwei Personen während des Fluges sich im Cockpit befinden müssen, was einen Generalverdacht gegenüber Piloten bedeutet. Der Generalverdacht wird sich ohne größere Gegenwehr auf weitere Bereiche ausdehnen, wie die Videoüberwachung ganzer Städte. Der Datenschutz, der bereits heute durchlöchert ist, hört auf zu existieren. Darunter werden auch Flüchtlinge und Asylsuchende leiden, die schneller abgeschoben werden.

Politiker haben das schlimme Geschehen in den französischen Alpen als „unfassbar“ bezeichnet, was keinesfalls der Realität entspricht. Der an Terror aus dem Fernsehen gewöhnte Konsument hat den Flugzeugabsturz gut und realistisch verarbeitet. Es sind die Politiker und in ihrem Tross die Medien, die einen Macht-, Geld- und Einflussverlust befürchten und ihn erleiden werden. Der erweiterte Selbstmord eines Co-Piloten hat die gesellschaftliche und moralische Landschaft Europas für immer verändert. Selbst das Interesse an Griechenland tritt zurück.

Ndgg-sw-01

 

Erschienen unter

http://www.huffingtonpost.de/nathan-warszawski-/ein-unpassender-vergleich-erweiterter-suizid-vs-selbstmordattentat_b_6965710.html

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15 Antworten zu Ein (un)passender Vergleich

  1. Heimchen am Herd schreibt:

    Der erweiterte Selbstmord des Copiloten (wenn es denn einer war), hat eine Diskussion
    über die menschliche Psyche entfacht. Nichts ist so schwer, als in die Seele eines Menschen
    zu schauen. Es steht niemanden auf der Stirn geschrieben, was er denkt oder fühlt. Er
    kann dich anlächeln und denkt dabei an den Tod. Nur ein Experte kann erkennen, dass
    dieses Lächeln eine Verstellung des eigentlichen Gefühls ist.

    Was bringt Menschen dazu, nicht nur sich, sondern auch unschuldige Menschen zu
    töten? Es gibt unzählige Gründe, manchmal genügt nur ein ganz banaler Anlass und
    es kommt zur „Explosion“ seiner Psyche. Das denken fällt aus, er handelt wie in Trance,
    steht neben sich und schaut sich selbst zu, wie er das Finale einleitet und vollzieht.

    Bevor sich ein Mensch endgültig tötet, ist er zuvor schon jahrelang mehrere Tode gestorben,
    bis es dann zum endgültigen Knall kommt. Er macht gerne die anderen Menschen für
    seine seelischen Qualen und Leiden verantwortlich, darum nimmt er sie mit auf seine
    Reise in den Tod.

    Je mehr man sich mit dieser Thematik beschäftigt, umso tiefer dringt man in sie ein
    und bleibt am Schluss doch wieder hilflos zurück. Es wird immer Selbstmörder geben,
    solange es Menschen gibt, das ist Fakt.

    Mögen die Opfer in Frieden ruhen…

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  2. Hessenhenker schreibt:

    Allen Arschlochpolitikern die das Fliegen noch mehr verteuern, damit ich meine Freundin in 12000 Flugkilometern Entfernung nicht mehr besuichen kann, soll ein Meteor auf den Kopf fallen.

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  3. Chaya schreibt:

    Unpassender Vergleich -knapp vorbei ist auch daneben.
    Man muss nicht ueberall den Islam sehen, und von jedem Mord auf Djihad schliessen. Es gibt viele psychisch Kranke, und viele Depressionskranke, und nur eine kleine Anzahl von diesen befindet sich bei der Lufthansa. Erweiterten Suizid kann man auch als Apotheker, Arzt, Schuldirektor oder Traktorfahrer betreiben. Was das mit Piloten insbesondere zu tun hat, verstehe ich nicht.

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    • anti3anti schreibt:

      Richtig! Der erweiterte Suizid kann überall vorkommen. Überaus gefährlich wird er bei Piloten und Djihadisten. Beim Traktorfahrer hält sich die Gefahr in Grenzen.

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      • Dante schreibt:

        Meines Erachtens ist das, was dem Copiloten vorgeworfen wird, gerade kein erweiterter Suizid. Bei einem solchen nimmt jemand seine Angehörigen mit in den Tod, keine Fremden.
        Dschihadisten begehen schon mal gar keinen erweiterten Suizid, sondern Mord. Der Tod von „Feinden“ (Kleinkinder selbstverständlich eingeschlossen, wenn sie z.B. jüdisch sind) ist es, was dabei im Vordergrund steht.

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  4. Dante schreibt:

    Seit Kurzem sind wir um einen Begriff reicher: der erweiterte Suizid.

    So neu ist der Begriff nicht, ich kenne ihn seit Jahren. Wenn jemand z.B. überschuldet ist und keinen Ausweg mehr sieht, tötet er oder sie die eigenen Kinder und dann sich selbst.

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  5. Hessenhenker schreibt:

    Andere zu töten ist Mord,
    und wenn die Politik das zehnmal „erweiterter Suizid“ nennt.
    Es will ja wohl niemand behaupten,
    Hitler habe nur erweiterten Suizid begangen?
    Da sind die Holocaust-Opfer aber beruhigt!

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    • anti3anti schreibt:

      Mit der Ermordung seiner Lebensgefährtin hat Hitler einen erweiterten Suizid begangen.

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      • Hessenhenker schreibt:

        Ich als Gründer der Kirche der Ungläubigen Hunde darf aber auch an den Hund erinnern!

        Im Ernst bitte: nur in einer Welt, in der die Johnny K’s immer bloß an den Folgen eines unglücklichen Sturzes gestorben sind, denkt sich jemand so ein Wort wie „erweiterter Suizid“ ausw.

        Fachfrage: darf denn ein durch erweiterten Suizid eines Anderen getöteter Mensch als Katholik in geweihter Erde begraben werden, oder als selbstmörder eher nicht?

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      • Dante schreibt:

        nur in einer Welt, in der die Johnny K’s immer bloß an den Folgen eines unglücklichen Sturzes gestorben sind, denkt sich jemand so ein Wort wie “erweiterter Suizid” ausw.

        Nein, der Terminus ist kein Euphemismus für „Mord plus Selbstmord“, sondern steht für einen Spezialfall von Fremdtötung und gleichzeitiger oder anschließender Selbsttötung. Der getötete andere Mensch muss dem Täter etwas bedeuten, ihm nahe stehen. So vernichtet der Täter gleichsam sein Leben (das, was es ausgemacht hat), ehe er sich physisch eliminiert, oder aber er teilt in seinem eigenen Bewusstsein seinen Tod mit denen, mit denen er schon sein Leben geteilt hat. In jedem Fall ist die Tötung der Angehörigen quasi schon Teil der Selbsttötung (dies kann auch eine in der Situation durch und durch nachvollziehbare Entscheidung sein, etwa wenn in den 1940ern ein Ehepaar oder eine Familie ihrer Deportation zuvorkam).
        Dann und nur dann liegt ein erweiterter Suizid vor. Kamikaze-Attacken und dergleichen haben nichts damit zu tun.

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    • Dante schreibt:

      Andere töten kann Mord sein, aber auch Totschlag, fahrlässige Tötung, Notwehr oder Tötung auf Verlangen (habe ich noch was vergessen).
      Recht gebe ich Ihnen darin, dass man beileibe nicht jede Handlung, die viele Todesfälle einschließlich des eigenen zur Folge hat, einen erweiterten Suizid nennen kann.
      Bei einem echten erweiterten Suizid ist aber m.E. die Tötung der anderen Beteiligten oft kein Mord im juristischen Sinne, besonders wenn sozusagen fürsorgliche Motive eine Rolle spielen, man etwa jemanden nicht allein lassen oder gar in die Hände eines erbarmungslosen Feindes fallen lassen will (es kann also eine ausgesprochen rationale Entscheidung sein).

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  6. American Viewer schreibt:

    Was ist die Aussage dieses rebloggten Artikels? Ich habe es nicht verstanden.

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  7. Reimund Weismar schreibt:

    Ein hervorragender Artikel, nur einer Aussage im letzten Absatz möchte ich widersprechen:
    „Politiker haben das schlimme Geschehen in den französischen Alpen als „unfassbar“ bezeichnet, was keinesfalls der Realität entspricht.“

    Die Umstände des Absturzes sind für unsere Politiker eben doch ‚unfassbare Realität‘, so wie z.B. auch die Euro-Katastrophe oder der Einwanderung-Wahn. Diese Politiker können mit ihrem stark beschränkten geistigen Horizont (nicht gleichbedeutend mit geistigem Vermögen!) die Vielfalt dessen nicht begreifen, was in Menschen vor sich geht und zu was Menschen fähig sind.

    Wir haben so viele Zeugenaussagen von diesem sympathischen, ruhigen Andreas Lubitz gehört, der in den letzten Minuten seines Lebens dann zum Massenmörder wurde.
    Wir hören so oft von der Friedfertigkeit der hier lebenden Muslime, eine unzweifelhaft zutreffende Aussage. Für Politiker (und so viele Menschen) ist nur diese Tatsache fassbar, eine andere Realität jedoch völlig unfassbar bzw. unvorstellbar.

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