Der Martinszug

Der 14. Mai 2015 wird sich in das Gedächtnis Aachens einbrennen. Es ist der Tag, an dem Martin Schulz aus Würselen nahe Aachen den internationalen Karlspreis zu Aachen für die Einheit Europas erhält. Martin Schulz hat den Preis redlich verdient. Vor Jahren gibt er seinen sicheren, mäßig dotierten Bürgermeisterposten in Würselen auf, gewinnt einen Sitz im Europaparlament und wird Präsident des Europaparlaments.

Zwei Ereignisse sind notwendig, damit dem Politiker Martin Schulz der Karlspreis zugewiesen wird. Im Jahre 2003 empfiehlt ihm der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi Schauspieler zu werden und die Rolle eines Kapo (KZ-Polizisten) zu mimen. Martin lehnt ab.

Im Jahre 2014 hält Martin Schulz eine Rede auf Deutsch in der Knesset, dem Parlament Israels, und wird trotz seines rheinischen Akzents verstanden. Er behauptet dreist, dass zwar Juden und Araber täglich die gleiche Anzahl von mit Wasser gefüllten Gläsern trinken, die Gläser der Juden jedoch größer seien, damit die Juden nicht mit der Judennase an die Glaswand stoßen.

Daraus erkennt selbst der Ungebildete, dass Martin Schulz den Karlspreis den Juden verdankt!

Der Große Tag beginnt sehr früh mit dem Pontifikalamt im Dom zu Aachen. Martin verspätet sich. Bei morgendlicher Frische wartet der Bischof zitternd und voller Ungeduld vor der Kirchentür. Da braust eine Limousine heran, Martin springt heraus, zieht beim Laufen seine Geldbörse aus der Gesäßtasche, drückt der heraneilenden Klofrau 50 c in die Hand und kehrt bald vom Druck befreit ins frühe Tageslicht, um seinen unterbrochenen Weg zum Dom erneut aufzunehmen. Ecce homo, oder: Voilà un homme, wie der Rheinländer sich gewählt ausdrückt. Lange bevor der Tag richtig losgeht, mach sich der heutige Präsident des Europaparlaments und zukünftige Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland beim kleinen Mann und Wähler beliebt, indem er sich auf sein Niveau begibt.

Im Dom preisen die Allerhöchsten den Höchsten. Bischof Mussinghoff hält die Predigt, die im Pressezentrum an die Journalisten, die keine Frühaufsteher sind, verteilt worden ist. Der Bischof beendet seine wohlüberlegten Rede mit einem Ausspruch Gottes an den Juden Abraham, den die meisten Aachener für einen Muslimen halten:

Martin, zieh in die Gelobte Europäischen Union! Ich werde dich zu einem großen Volk und deinen Namen groß machen. Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen. Amen.

Zwei Stunden später ist der Krönungssaal des Aachener Rathauses brechend voll. Wo höchstens 500 Menschen Platz finden, quetschen sich nun 800 Verschwitze bis in die letzten Winkel. Martin Schulz verspätet sich erneut; der Grund bleibt den Bildjournalisten diesmal verschlossen. Das Orchester, das mehr als die Verschwitzen unter Luftmangel leidet, spielt Beethovens Egmont (Opus 84, 1). Sobald ein günstig Sitzender den Martin erspäht, steht er auf und klatscht, worauf La-Ola-Wellen nach allen Seiten ausbrechen bis der allerletzte Zuschauer steht und laut klatscht, weshalb man die nach Luft schnappenden, Beethovens Egmont (Opus 84, 1) geigenden, blasenden, summenden und paukenden Musiker weder sieht noch hört. Der Oberbürgermeister der Stadt Aachen ergreift das Grußwort. Weil die Sicht durch Säulen verstellt ist, springen mehrere große Fernsehmonitore an, die die gesprochenen Worte für alle sichtbar mit bewegten Bildern untermalen. Als der Oberbürgermeister auf die Jugend Europas zu sprechen kommt, blitzt auf allen Monitoren ein ehemaliger SPD-Vorsitzender auf, der erst in 5 Jahren doppelt so alt sein wird wie seine dritte Frau. Niemand bemerkt, dass Merkel, selber Karlspreisträgerin, die Veranstaltung boykottiert. Sie sieht sich ein interessantes Frauenfußballspiel an.

Es folgt die Rede des deutschen Präsidenten Gauck. Er spricht vom Frieden, der nach Kant ohne Demokratie nicht möglich und nach Papst Franz den Friedensengel-Terroristen vorbehalten ist, während auf den Monitoren live ein CDU-EU-Politiker und EU-Berater des ukrainischen Präsidenten Petro Oleksiyovych Poroshenko zu sehen ist, der mit seinem Smartphone spielt. Selbst als der Bundespräsident die russische Annexion der Krim mit dem scharfen Wort „Landnahme“ umschreibt, blickt der Berater des ukrainischen Präsidenten nicht von seinem Spielzeug auf. Als das Unwort „Nationalstaat“ den Lippen des Präsidenten Gauck entschlüpft, blickt Martin irritiert in die Kamera. Gauck beendet frei seine Rede mit der Botschaft, dass er nun weiß, wo Würselen liegt.

Der französische Präsident François Hollande hält eine diplomatische Rede auf Französisch, die Martin fehlerfrei versteht. Weder errötet, noch erblasst Martin, als sein Freund François ihm quer durch den Raum zuruft, dass Martin genauso Europäer wie Sozialist ist. Hoffentlich schadet der Satz nicht seiner Wahl zum deutschen Bundeskanzler.

Die nächste Rede sticht aus dem vorgegebenen Rahmen heraus. König Abdulah II., Enkel von Abdulah dem Großen, der in einer Moschee auf dem Tempelberg von Jerusalem von einem muslimischen Nichtnomaden, heute würde man dazu „Palästinenser“ sagen, erschossen worden ist, nachdem Abdulah der Große aus ideologischen Gründen seine jüdische Leibwache aufgelöst hatte, hat Angst vor Islamisten und vor 3/4 seiner Jordanischen Bürgern, die zu 75% Palästinenser sind. In Abdulahs des II. Gefolge werden zwei Duzend Journalisten durch Deutschland gezogen, die Abdulahs des II. Leben beschützen und die Gegend ausspionieren. Der König fordert Martin auf, der vaterlandslosen ewigen Palästinensern zu gedenken, die die Juden Israels ins Mittelmeer werfen wollen, doch vorher ihn, den rechtmäßigen demokratischen König, beseitigen werden. An dieser Stelle zollt niemand dem kleinen König Applaus. Abdullah II. weiß, dass sein Urgroßvater das Land Jordanien, das frühere Transjordanien, völkerrechtwidrig auf besetzen Palästinensischem Boden erbaut hat. Deshalb verschwindet der kleine Nomadenkönig lautlos nach der Veranstaltung, ohne sich den vor dem Rathaus harrenden Aachener, Würselener und muslimischen Völkern zu zeigen.

Martin erhält den Karlspreis. Alle gebildeten Anwesenden singen die Aachener Karlshymne auf Latein, die anderen Anwesenden schweigen. Martin bedankt sich für den Preis. Er hält sich für einen „Instinkteuropäer“, was mit gutmütigem Lachen beglichen wird. Als die Luft im Krönungssaal kaum noch Sauerstoff enthält, fordert er die Politiker Europas auf, die Fenster Europas zu öffnen. Niemand befolgt seine vernünftige Aufforderung.

Martin ist stolz darauf, EU-Europäer zu sein. Denn die EU kennt keine Grenzen und keine Kinderarbeit. Korrekt muss es „Binnengrenzen“ heißen, da die Außengrenzen Europas beim afrikanischen Flüchtling, der in Nordafrika die Mauern Europas überwinden will, bleibende Erinnerungen in Form tiefer Schnitte hinterlassen, die selten ausreichend chirurgisch versorgt werden. Auch eine Handy-Rechnung fällt außerordentlich hoch aus, wenn man Martins Worten während eines kurzen Urlaubs im EU-Ausland allzu sehr vertraut. Über die nicht vorhandene Kinderarbeit in der EU möge sich Martin bei den Roma-Kindern im Osten der EU und auf den Straßen Aachens informieren, die selbstverständlich zur der Verleihung des internationalen Karlspreis in Aachen nicht eingeladen gewesen sind.

Als Martin hervorhebt, dass die EU niemals entstanden wäre, wenn die Politiker in den 1950-er Jahren auf Meinungsumfragen und Wahlen geschielt hätten, bricht unverständlicherweise ein tosender Beifall aus. Am Ende seiner Rede wird Martin mit einer stehenden Ovation belohnt. Der Applaus für Peter Maffay erschallt lauter. Martin trägt sich in das Goldene Buch der Stadt Aachen ein. Es folgt das „Te Deum“ von Marc-Antoine Charpentier, worauf die Anwesenden spontan aufstehen, weil sie den Eurovision Song Contest mit der Europahymne verwechseln. Beim Erschallen der echten Europahymne entsteht eine Unruhe.

Zum Schluss präsentieren sich die Höchsten Europas mit Ausnahme des kleinen Königs dem gewöhnlichen Volk aus Aachen und Würselen. Auf der Bühne witzelt Hollande über Martins Französisch, das er anfänglich für Bretonisch gehalten hat. Dafür revanchiert sich Martin in Anwesenheit des spanischen Königs Felipe VI., dass ihm die Wöschelter lieber als ein spanischer König sind. Alles freut sich. Schenkelklatschen. Nur die Kinder des Kinderorchesters stöhnen leise. Sie stehen mehrere Stunden ungeschützt in der prallen Sonne ohne zu sitzen und ohne zu trinken. Sie bekommen auch keine Entschädigung. Denn Martin hat es verkündet:

In der EU gibt es keine bezahlte Kinderarbeit!

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Der Karlspreis 2015 ist nicht zu toppen! In der EU wird jährlich alles besser. Deshalb setzen sich bereits heute die Verantwortlichen zusammen, um den Karlspreis 2016 vorzubereiten. Aus geheimer Quelle habe ich das Grandiose erfahren:

Der nächste Karlspreis 2016 wird in „Martinspreis“ unbenannt! Als erste und einzige Persönlichkeit erhält Karl der Große posthum den internationalen Martinspreis zu Aachen für die Einheit Europas.

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3 Antworten zu Der Martinszug

  1. Avi schreibt:

    Ich beneide die Schweiz…

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  2. Uwe Wienke schreibt:

    Was fuer ein Gedankensprung: ich lese „Papst Franz“ und mir faellt der „Franz von Papen“ ein

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  3. Ra9 schreibt:

    Ist Aachen nicht auch die Stadt der geklauten Büttenrede zum Tierischen Textdiebstahl,
    der gar keiner war, denn Friedrich Merz hat ja nix geklaut,
    sonder lediglich „Im Internet gefunden“?

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