Massenmigration in Zeiten globaler Ungewissheit
Verlauf
Die unter geographischen Gesichtspunkten nur unzureichend als Balkan-Route gekennzeichnete Verlaufsrichtung einer Völkerwanderung, deren Dynamik betroffene südosteuropäische Staaten nahezu täglich destabilisiert und den latenten Nationalismus anheizt, bleibt stabil – reißt nicht ab. Die unaufhörlich anbrandenden Ströme verlaufen weniger geradlinig, eher geschmeidig ausweichend. Aber nach wie vor Ausufernd. Innerhalb betroffener Regionen entstehen weiträumig Korridore, deren Gestalt variiert. Zu allen Zeiten haben Völkerwanderungen unerhörten Ausmaßes derlei lockere Eigendynamik entfacht. Wann hat man die je bändigen können? Steinerne Überreste des seinerzeit für unüberwindlich gehaltenen Hadrianswalles bezeugen bis heute das letzthin gescheiterte Bemühen einer imperialen Großmacht, den Ansturm fremder Völker dauerhaft einzudämmen. Im Reich der Mitte verhinderte nicht die staunenswerte, noch aus der Stratosphäre klar erkenntliche große Mauer den Bevölkerungaustausch: einzig die Masse Mensch vermochte das. Diese Masse Mensch bahnt sich derzeit einmal mehr ihre Wege. Keiner kann sie jetzt noch aufhalten, dazu ist es schon zu spät. Die sich blähende Schwemme gleicht noch auf dem Balkan Schwärmen, die verfügbare Räume in immer schnelleren Schüben fluten ohne ganz zu versickern. Aufschlussreich, ja bezeichnend, dass in der Berichterstattung bisher zwar die davon betroffenen Staaten und deren unterschiedlich erfolgreiche Strategien im Umgang mit dem nicht versiegenden Menschenandrang erwähnt wurden (ehedem vor allem Griechenland, Mazedonien, Serbien und Ungarn, jetzt vor allem Kroatien und sein ´Erbfeind´ Slowenien), ohne das auch nur ein einziges Mal jene Nation benannt und zur Rechenschaft gezogen worden wäre, die maßgeblich an Ursache und Verlauf der Tragödie beteiligt war – und ist. Mutti war grad zu Besuch da. Eben – Die Türkei. Deren Schattenregent, jüngst wieder in Brüssel mit hochmütiger Mine Hof haltend, empfahl sich und sein Land einmal mehr als Lösung eines Problems, dessen Hauptursache es war – und ist. Mag das Bild der Deutschen in den Failed States rund um Europa auch wie ein Dynamo wirken, ohne den man die gewaltige Stoßrichtung nicht begreifen kann: man muss sich immer wieder in Erinnerung rufen, das der Sturz des Assad-Regimes wesentlich von Ankara aus betrieben wurde. Die großosmanischen Visionen des immer selbstherrlicher auftretenden Herrn Erdogan haben den benachbarten Staat im Ergebnis gründlicher ruiniert als sämtliche NGO, Auslandsgeheimdienste dies getrennt voneinander je vermocht hätten. In den Auffanglagern an der türkisch-syrischen Grenze hausten zwischenzeitlich bis zu vier Millionen Flüchtlinge. Sie fristeten dort ein klägliches, auf Dauer unerträgliches Dasein, weshalb man früh dazu überging, diese Lager aufzulösen. Im Ergebnis durften sich die völlig mittellosen Menschen nun zwar frei im Land herum bewegen, aber Unterstützung vom Staat erhielt keiner von ihnen. Ein Umstand, der in den jüngsten Verhandlungen wohl eher am Rande erwähnt wurde, um den Nato-Partner nicht zu verärgern, der nun einmal mehr gegen die PKK zu Felde zieht und dazu noch den ehedem gehätschelten IS am Hals hat; sich also im Schatten anstehender militärischer Breitwand-Offensiven und Rundumschläge nicht auch noch Aufstände und Hungerrevolten leisten kann. Die unaufhörlich einsickernde Masse Menschen wurde somit also ganz dezent (und passend zum Sommer) Richtung Griechenland ´ausgehegt´. Ein dreckiges Spiel, das der ewige EU-Beitrittskandidat da mit uns – mit Europa – spielt, finden sie nicht? Umso dreister, dass die regierende AKP demnächst, um Geld zu sparen, drei Milliarden abzockt; angeblich, um den Flüchtlingen im eigenen Land zu helfen. Die bewilligte Penunse wird in Wahrheit wohl ohne lästige Umwege in den Militärhaushalt absickern. Damit nicht genug: eine Lockerung der Visa-Pflicht nebst Beseitigung lästiger Auflagen bei den Beitrittsverhandlungen, die man den Kriegstreibern zusätzlich in Aussicht stellte, wird in Zukunft dafür sorgen, dass zwar weniger syrische, dafür umso mehr türkische Staatsbürger in die BRD einreisen. Bezeichnend, das uns keiner sagt, welches denn nun die konkreten Auflagen sein sollen, die man den Türken erlässt, das erfahren wir wahrscheinlich erst auf Umwegen über kritische Journalisten, die dann umso schneller in Erdogans Folterkellern verschwinden werden.
Mit der PKK dürfte das türkische Militär auf bewährte Weise fertig werden. Nicht schnell, aber gründlich. Auch die dank taktischer Schmieren in´s Land gesickerten IS-Kämpfer wird die in punkto Partisanenbekämpfung nur noch von Zahal übertroffene türkische Armee irgendwie nieder ringen. In den vergangen Jahrzehnten hat sie immer wieder mit unvergleichlicher Härte Aufstandsbewegungen vor allem im Osten des Landes niedergerungen, immer auch auf Kosten dieses oder jenes Dorfes, das zwischen die Frontlinien geraten war und dann einfach abgefackelt wurde. Hat man dem ´Partner´ auch immer nachgesehen. Der Umgang mit meuternden Flüchtlingsmassen lässt sich indes nicht mehr mittels bewährter Kommando-Aktionen deckeln. Sie stören jetzt, also weg mit ihnen. Es spricht Bände, das man hier in Europa zwar schnell mit viel publizistischem Aufwand gegen Ungarn losgeknüppelt hat, als die – wiewohl von national-chauvinistischen Tönen begleitet – ihre Grenze sicherten um anfangs noch das Dublin Abkommen Eins zu Eins umzusetzen. Nun hat man sich auf höchster Ebene offenbar darauf geeinigt, es den vielgescholtenen Ungarn nach zu machen. Die Türkei aber wurde und wird mit keinem einzigen Wort dafür kritisiert, dass ihre Oberen im Kampf gegen kurdische Separatisten die Grenzen anliegender Staaten verletzten, indem sie schwerbewaffnet, zu Lande und aus der Luft, in deren Territorium eindrangen. Der ewige Beitrittskandidat hat seit dem feigen Selbstmordanschlag genug mit sich selbst zu tun, also bloß kein Öl ins Feuer gießen. An diesen ´Maulkorberlass´ halten sich zwar nicht alle Medien. Die meisten verbreiten aber viel lieber in verlässlichen Dosen die zu Herzen gehenden Rührstücke. Dabei kann man am Beispiel der Türkei deutlich zeigen, wie vermeintliche Sachzwänge und knallharte Interessen nahtlos ineinander greifen. Die strategischen Dimensionen korrespondierender Ereignisse, ihre politischen und geschichtlichen Bezüge, ohne deren rudimentäre Kenntnis auch weiterhin Ahnungslosigkeit vorherrscht, lenken nur vom giftgaren Geifer tagespolitischer Ränke ab, mit denen wir im Dutzend versorgt werden. Jede kleinste Analyse hielte auch nur von der emotionalen Ergriffenheit ab, dem Kick auf Raten, der gern solche beseelt, die für alles Verständnis aufbringen wollen während sie in Wahrheit nichts begreifen.
Vor dem Hintergrund laufender Ereignisse zeichnen sich weitere düstere Szenarien ab. Wie oben bereits angedeutet, wird der Strom nicht versiegen, werden betroffene Länder und Regionen also immer weiter in den Abgrund hinein bzw. herunter gezogen. Die Verhältnisse auf dem Balkan waren schon verwickelt genug, nun entsteht ein Knäul draus. Eine insgesamt miserable wirtschaftliche Lage in den einander auch weiterhin misstrauisch begegnenden Staaten spielte bei den Planspielen in Brüssel offenbar keine Rolle mehr. Solche, die es bis nach Deutschland schafften, schickt man nun umso schneller zurück in das sich abzeichnende Tollhaus. Dass wie ein Protektorat fremd-verwalteten Bosnien wird derzeit kaum erwähnt. Ein Fehler. Die schwierige innere Verfasstheit dieser immerhin einundvierzigtausend Quadratkilometer großen, völlig unübersichtlichen Landmasse könnte, geht auch weiterhin alles schief, eine gewichtige Rolle im eifersüchtigen Schacher um Aufnahmequoten und Umverteilungspläne spielen; eine indes, die dann komplett aus dem Ruder läuft. Ich will hier nicht erneut die schwierigen bis unlösbaren ethnisch-konfessionellen Probleme nebst begleitender sozio-ökonomischer Schieflagen rekapitulieren. Sie spannen das artifizielle politische Gebilde schon seit Jahren bis zum zerreißen und werden wohl exakt in dem Moment platzen, wenn man diesen ´Staat´ ohne ´Tropf´ sich selbst überließe. Aber am Ende einer fatalen Fehlentwicklung geriete das Land automatisch in den Focus. Falls es Kroaten, Slowenen und auch Serben gleich Ungarn gelänge, ihre Grenzen ganz dicht zu machen (schauen sie sich das bitte mal auf der Karte an), entstünde zwangsweise ein gewaltiger Rück-Stau, der vorerst im südlichen Serbien und dem Kosovo, insbesondere Mazedonien kulminierte, bevor er umso heftiger Griechenland erreichte, in das auch weiterhin Flüchtlinge aus der Türkei nachsickern. Die ökonomisch gescheiterte Nation geriete also von Nord und Süd in die Bredouille. Eine Belastung, der Hellas keine zwei Wochen stand hielte. Die meisten Flüchtlinge würden wohl auch weiterhin versuchen, die angestrebte Himmelsrichtung aufrecht zu erhalten, wiewohl dies nur noch auf beschwerlichen Umwegen gelänge. Der ´Abfluss´ zöge ab sofort sehr viel weiter gespannte Kreise. Die Massen wichen wohl zunächst über Mazedonien in das benachbarte Albanien aus, um so die schmale, Adria und Mittelmeer verbindende Meerenge jenseits des italienischen Stiefels zu erreichen, um von hier aus einmal mehr nach Deutschland durchzumarschieren. Das sicherte den Schleusern auch weiterhin ihr einträgliches Geschäft. Ihnen möchte man neuerdings, dies nur am Rande, mit militärischen Mitteln zu Leibe rücken, worüber die Strippenzieher nur lachen werden, da sie auch weiterhin ganz geschmeidig jedem direkten Zugriff ausweichen. Die Hintermänner bleiben ungreifbar. Schon das Abfangabenteuer am Horn von Afrika bewies, dass man meist nur kleine Fische fängt. Die Haie gehen selten in´s Netz. Zurück nach Europa. Albanien ist, wiewohl nie über dieses Land berichtet wird, selbst eine Art Failed State. Italien würde das ´Schlupfloch´ ohnehin bald schließen. Vollends chaotisch geriete die Lage, bräche der Treck nunmehr über Montenegro nach Norden, einmal mehr Richtung Kroatien auf. Das ginge dann nur noch über Bosnien. Die bosnisch-kroatische Grenze ist lang, sehr lang. Sie lückenlos zu sichern ist unter derzeitigen Voraussetzungen fast unmöglich. Nicht auszudenken, was geschähe, wenn sich die Massen im Land der tausend Berge verirrten, wo neben Massenarbeitslosigkeit vor allem die zukünftigen Ableger von IS in der Reserve lauern…
Derlei wilde Spekulationen mag für übertrieben halten wer will. Vor drei Monaten hat auch noch niemand damit gerechnet, dass in einem winzigen Flächenstaat wie Kroatien täglich tausend Menschen und mehr einfallen. Wenn man Zagreb nun vorwirft, dass es die Kolonnen einfach durchwinkt, hat das ein übles Geschmäckle. Das Land fasst etwas mehr als vier Millionen Einwohner. Beständen die verantwortlichen Entscheidungsträger darauf, sämtliche Flüchtlinge Ordnungsgemäß zu internieren um sie überhaupt erst einmal registrieren zu können (was von den Flüchtlingen immer strikter abgelehnt wird), bahnte sich von selbst eine Katastrophe an: binnen kurzem ballte sich dann eine Masse Mensch auf engstem Raum, die gut ein Viertel der kroatischen Gesamtbevölkerung ausmachte – sehr vorsichtig geschätzt. Denken sie mal zu Ende, welche Konsequenzen das zeitigte. Flüchtlinge müssen versorgt, betreut – ernährt werden. Den Kroaten gingen, wiewohl sie bereits Wochen vor dem ´Einfall´ tonnenweise Lebensmittel horteten, binnen weniger Tage sämtliche Reserven flöten. Natürlich wird das winzige Slowenien gleichsam vor ein unlösbares Problem gestellt. In Staaten wie dem Libanon oder Jordanien läuft die Rundumversorgung noch viel immenserer Flüchtlingsmassen nur über gigantische, hauptsächlich von den USA gesponserte Langzeit-Programme. Ich will kein zusätzliches Öl ins Feuer gießen, aber als vor Ceuta täglich tausende randalierten, da hat sich hier im Norden auch keiner gemeldet und gesagt: die verteilen wir jetzt mal anständig. Das die europäischen Staaten in Fragen der Verteilung von Flüchtlingen immer öfter aneinander rasseln ist verständlich und sollte uns nicht zu Häme und Spott verleiten, weil angeblich alles geht wenn man nur will. So grenzenlos empathisch wie noch im August ist hierzulande ohnehin keiner mehr gestimmt. Wir sind es doch nur solange, bis uns das Wasser selbst zum Halse steht. Nehmen sie Mazedonien. Deren Politiker konnten gar nicht anders, als seinerzeit sämtliche Flüchtlinge durchzuwinken, wiewohl anfangs immerhin der Versuch unternommen wurde, den Zustrom irgendwie zu kanalisieren. Das Land hat etwas mehr als zwei Millionen Einwohner, ist ethnisch und konfessionell gespalten, stand und steht kurz vor einem Bürgerkrieg und strotzt vor staatlicher Korruption. In einem so winzigen, unterstrukturierten Staat können Flüchtlingsmassen wie jene weder ordentlich registriert noch überhaupt auf Dauer aufgefangen werden, das führte innerhalb kürzester Zeit erstens dazu, dass die Zahl der Ankömmlinge die Autochtonen überträfe und zweitens käme es aufgrund rascher Versorgungsengpässe schnell zu Progromen. Punkt und fertig. Es war ja, wiewohl die deutsche Presse das nicht publiziert hat, bereits in einigen kroatischen Grenzdörfern zu Plünderungen ´verzweifelter´ Flüchtlinge gekommen, die ihre Versorgung in hastig eingerichteten Lagern strikt verweigerten, weil sie eben so schnell wie möglich weiter wollten. Was sie dann brauchten holten sie sich eben unterwegs. Ich will Fälle wie diese nicht verallgemeinern, wundere mich aber schon, dass sie immer noch so feige totgeschwiegen werden. Das nun zwischen Kroatien und Slowenien eine alte Fehde neu ausgebrochen ist, da man sich auch hier nicht einigen konnte wann und wie die ´Weitergabe´ oder ´Durchreiche´ Deutschland-süchtiger Syrer zu geschehen habe, sei nur am Rande vermerkt. Wenn Deutschland jetzt über die Begrenzung eigener Zuwanderung nachdenkt, dann wird jeder weitere Schritt vor allem den Balkan und das benachbarte Österreich destabilisieren.
Es ist von den tagtäglich eintreffenden Flüchtlingen noch nicht einer vor die ständig präsenten Kameras getreten, um sich bei denen, die den Tross logistisch zu bewältigen haben, zu bedanken; geschweige denn, dass er sich entschuldigt hätte. Die mittels Mobilfunk bestens informierten Menschen wissen ja genau, in welcher schwierigen Lage sich Länder befinden, in die sie ohne jede formal-rechtliche Grundlage einfallen. Ihnen wird von den ´Verstehern´ auch nicht vorgeworfen, dass sie massenhaft europäisches und internationales Recht brechen; hauptsächlich, um noch etwas schneller als geplant in´s gelobte Land zu gelangen. Die klammheimliche Verständigung darauf, dass die Willkommens-Bürger nur Opfer sind relativiert jede rechtswidrige Tat, wird dieselbe nur im schützenden, weil eben verzweifelten Kollektiv begangen. Von der eigentlich fast durchweg illegalen Einreise über die Weigerung, sich registrieren zu lassen, von der Randale vor Grenzübergängen, dem Abfackeln von Zelten, dem Begehen von Schienen und Autobahnen bis zur Verstopfung: das alles ist praktizierter Rechtsbruch, für den jeder einzelne von uns im mindesten mit einer Ordnungsstrafe belangt würde, aber verzweifelten Massen, die zwar nicht hungern, dafür aber ungeduldig werden, weil sie die lästigen formalen Bestimmungen für sich nicht gelten lassen wollen, hat man das wohl nachzusehen. Die üblichen Reaktionen derer, die du im Gespräch zaghaft drauf stößt, sagen mehr über sie selbst und die Rolle der Medien aus als über das Phänomen selbst. Es ist leider so: keiner derer, die kommen und einen Staat nach dem anderen in´s Chaos stürzen, hat auch nur eine Silbe für die ´Gegenseite´ übrig. Auf HRV 1 war kürzlich in einem ´No Comment´ Beitrag zu sehen, wie Flüchtlinge minutenlang an den mit Krapfen prall gefüllten Körben vorbei gingen, die ihnen die Dorfbewohner ganz selbstverständlich anboten. Sie bedienten sich einfach. Ich weiß über Verwandte, dass diese Menschen selbst kaum wissen, wie sie über die Runden kommen sollen. Was soll ich ihnen sagen? Der Beitrag lief und lief – da war nicht einer, auch nicht ein einziger, der sich mal irgendwie bedankt, der auch nur anerkennend mit dem Kopf genickt hätte. Um nicht über Gebühr von den falschen Leuten missverstanden bzw. posthum vereinnahmt zu werden: mir ist keineswegs daran gelegen, Flüchtlinge per se abzuqualifizieren. Ganz im Gegenteil werde ich noch Gelegenheit genug haben, ein hoffentlich gerechteres, also: differenziertes Bild von ihnen zeichnen zu können, als es die Medien tun, deren grobe Federführung nur Zerrbilder und Karikaturen zeitigt. Schon jetzt sollte man sich darüber im Klaren sein, das diese Menschen – ganz gleich, welcher Schicht sie entstammen – aufgrund der gesammelten Erfahrungen, die mehrheitlich anomal entstanden sind, nicht mehr die vielzitierten ´ganz normalen Menschen´ sind, als die man sie gern, um Unruhe zu vermeiden, hinstellt. Die Erinnerung an Hunger und Durst, Lageralltag und Krieg, Verfolgung und Verfemung, an ganz unterschiedliche Gräuel verändern einen Menschen gnadenlos, er befindet sich also in einer besonderen psychischen Verfassung, die nicht auf Anhieb ersichtlich ist und ´schwimmt´ er im Kollektiv, dann fühlt und handelt er umso weniger als Individuum. So jemand gehorcht eher archaischen, überlebensnotwendigen Instinkten, die nicht erinnert, mehr jäh aktiviert werden. Es kommt dann alles auf die auslösende Situation an. Aber es gibt Situationen, an die man jetzt keinen derer erinnern möchte, die konditioniert und vorbereitet werden sollen: darauf, das schon alles irgendwie gut gehen wird…
Shanto Trdic, 25.10.2015
In einem Tagesthemen-Interview vom 22.10. hat ein grüner (!) Oberbürgermeister Alarm geschlagen und zugegeben, Merkels Zuversicht nicht zu teilen.
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Danke zuerst für die ungeschönte Beschreibung der illegalen Einwanderer, die sich auf Europa zubewegen. Aber ist es Verzweiflung („verzweifeltes Kollektiv“), die Einzelne von ihnen abhält, sich für Unterbringung und Verpflegung zu bedanken? Irre ich oder neigen Verzweifelte dazu, sich eher zu oft als zu selten für jede Hilfe zu bedanken? Passt zu den Verwüstungen, von denen auch die Offiziellen berichten, nicht eher ‘Verwilderung’ als ‘Verzweiflung’? Und zwar eine besondere Art von Verwilderung: die mohämmische?
Gleichfalls willkommen Ihre empathische Beschreibung der Zustände in den südeuropäischen Staaten. Ein Jammer, was den kleinen Ländern geschieht. Dank – wer? Dank Erdogan, sagen Sie, dem Assads Sturz ein Herzensanliegen war.
Ist es nicht so, dass die Völkerwanderung ab Ende August so recht an Schwung gewonnen hat? Seit dem Tag also, da Merkel die Mühseligen und Beladenen dieser Welt nach Deutschland eingeladen hat? „Asyl kennt keine Obergrenze“, „Wir schaffen das“ etc.? Mag der „Fööhrer aller Törrken“ (Dante) bzw. die Anti-Assad-Koalition die Massenbewegung verursacht haben, doch für das Anschwellen des Zuwandererstroms ist Angela Merkel allein verantwortlich, nicht? Kommt „die Kanzlerin der Herzen“ in Ihrem Beitrag nicht zu kurz?
„Die Kanzlerin hat sich meiner Überzeugung nach für eine Vision eines anderen Deutschland entschieden“ (Horst Seehofer; Focus, 01.10.2015).
Was für eine Vision, um Himmels willen?
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„Steinerne Überreste des … Hadrianwalles bezeugen bis heute das letzthin gescheiterte Bemühen einer imperialen Großmacht, den Ansturm fremder Völker dauerhaft einzudämmen. Im Reich der Mitte verhinderte nicht die … große Mauer den Bevölkerungsaustausch.“
Aus der Vergänglichkeit aller Dinge werden Sie wohl nicht auf die Überflüssigkeit von Grenzziehungen schließen, nicht?
Liebe Israelis, macht euch mit euren Grenzen nicht lächerlich! Wozu braucht ihr die, wo doch der Hadrian-Wall gefallen ist und die Große Mauer den Bevölkerungsaustausch letzthin nicht verhindert hat?
Was meinen Sie? Sollte man ganz Europa zum offenen Gebiet erklären mit Verbot für Jedermann, irgendeinen Übergang zu verteidigen? Wobei es Übergänge ja nicht geben dürfte – im Grenzenlosen gibt es keine Übergänge.
Oder sollte man aus dem Schicksal des Hadrian-Walls und der Großen Mauer nicht die Lehre ziehen, dass man unverzichtbare Grenzen wirksamer verteidigen muss?
Dass gerade in Europa der Wille dazu fehlt, ist eine ganz andere Sache. Hat nicht schon 2011 auf dem Evangelischen Kirchentag in Dresden Rauten-Angie von der „Neuen Weltordnung“ geschwärmt?
L‘Ordre nouveau, die Neue Ordnung: So hieß eine französische Zeitschrift zwischen 1933 und 1938. In der Kollaborationszeit trugen Propagandablätter schon ehrlichere Namen wie „Je suis partout“ (Ich bin überall).
„Ich bin überall“: Sagt Ihnen das was? Ja, der Jud‘ ist überall. Wohin Sie gucken: ein Jud‘. Man fragt nicht gerne, aber wie ist es hier, auf Numeri? Vom Blogbetreiber runterwärts (*fröstel*).
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Ein wunderschöner, prosaischer Text, der sich in seinen geschliffenen Bildern gefällt, hervorragend analysiert! Nur verliert er nicht dank Ausdruckskraft, sondern dank seiner schluderigen Rechtschreibung! Schade eigentlich, lässt doch der Autor erkennen, dass er sehr wohl virtuos auf dem deutschen Fagott (je puhačko glazbalo ) zu blasen versteht … Das schöne Wort „dass“ (eh. daß) kommt gar nicht mehr vor, eigentliche Substantive (z.B. Zerreißen) kommen als Verben daher usw. usf. …
Merke: Selbst wenn man aus Praga, Ljubljana oder Warszawa einen deutschsprachigen Blog betreibt, darf man – wie bei Publikationen üblich – ruhig einen Lektor einen Blick auf das Geschriebene werfen lassen. So wäre selbst Gotthold Ephraim stolz auf seinen Freund Moses gewesen, was er zweifelsohne war!
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