Luther und das Lutherjahr

Zum Lutherjahr 2017 werden viele Narrative und andere erfundene Berichte über Luther verfasst werden. Manche Geschichten werden den Fakten nahekommen, obwohl Luthers Zeit genauso verlogen wie die unsrige gewesen ist.

Trotzdem sollte versucht werden, der breiten, nicht ausreichend gebildeten Öffentlichkeit das Wesen, Tun und Denken Luthers näher zu bringen. Immerhin hat er Deutschland die nächsten Jahrhunderte bis heute am tiefsten geprägt. Es sei nur an seinen unbedeutenden Wunsch erinnert – „Die Juden und ihre Lügen“ – die Synagogen samt Juden zu verbrennen, der 1938 zu seinem 455. Geburtstag endlich im gesamten Deutschen Reich in Erfüllung geht.

Es ist für den nicht historisch Bewanderten sehr schwer, sich die Zeiten vor einem halben Jahrtausend vorzustellen. Dass die Menschen beispielsweise damals tagsüber (dünnes) Bier trinken, ist nicht dem Suff, sondern dem Durchfall geschuldet, der nach dem Trinken ungekochten Wassers auf dem Fuße folgt. Jeder Bürger einer Stadt, der ein Haus sein eigen nennt, erhält deshalb die Lizenz zum Bierbrauen. So auch Luther, der gerne solches Bier getrunken hat, weshalb er jedoch keinesfalls als Säufer zu betrachten ist.

Ein „einfacher“ Trick erregt Aufmerksamkeit und Verständnis für historische Personen längst vergangener Zeiten, ob sie bis heute wirken oder in Vergessenheit geraten sind. Luther wird in die Gegenwart transportiert! Selbstverständlich wird er sich nicht genauso verhalten wie damals zum Ausgang des Mittelalters, welches noch sehr wirkungsmächtig gewesen ist. Auch könnte Luther heute den Beruf des Evangelischen Pastors ablehnen, weil sich die Lutheraner in den Jahrzehnten nach dem verlorenen Großen Krieg allzu weit von seinen Thesen entfernt haben. Als Prediger wäre heute Luther jedoch leicht zu vermitteln und erfolgreich.

Was würde Luther heute tun? Welche Ideen würde er unters Volk bringen wollen?

Der echte mittelalterliche Luther ist von Anfang an ein überzeugter Antijudaist, wie man heute die damaligen Antisemiten nennt. Er nimmt sich kurzzeitig zurück, weil er hofft, dass die Juden seiner Neuen Lehre folgen werden, was nicht eintritt. Als er dies für sich feststellt, hetzt er gegen Juden, selbst in seinem Sterbebett. Des Weiteren ist Luther dafür bekannt, auf Seiten der ihn unterstützenden Mächtigen und Reichen zu stehen. Für den Freiheitswillen der Bauern hat er genauso wenig Verständnis wie heute Assad und Putin für den Freiheitswillen der Aleppiner. Als Positivum ist seine Sprache zu vermelden. Durch sein Deutsch vereinheitlicht er die Sprache, macht sie logisch und im Reich deutscher Nation verständlich. Durch seine Neue Religion spaltet er die deutsche Nation trotz oder wegen der gemeinsamen Sprache, was viele Kriege mit unzählbaren toten Soldaten und Zivilisten über viele Jahrhundert nach sich zieht, für die heute kein Lutheraner die Verantwortung übernehmen will.

Betrachtet man den Werdegang Luthers vor 500 Jahren, so kann man ihn sich heute als ausgezeichneten Marketing-Strategen vorstellen, der, wie ein kleiner Trump, dem Volk alles verkauft. Da der heutige und deutsche Luther nicht in die USA auswandern will, wird er wohl den Beruf des Predigers wählen. Sehr gut ist er als Chefideologe der AfD vorstellbar. Es ist kein Zufall, dass heute die AfD dort besonders stark ist, wo einst der echte Luther gewirkt hat. Auch wird er in Sachsen als Pegida-Prediger reüssieren. Er wird zeitgemäß nicht mehr zum Verbrennen von Synagogen, sondern zum Abfackeln von Flüchtlingsheimen auffordern, wegen political Correctness ohne die Flüchtlinge zu erwähnen. Auch wird er gegen Muslime hetzen und weniger gegen Juden, da die heutigen Muslime die Rolle der Juden übernehmen wollen.

Die Veranstaltungen zum Lutherjahr 2017 werden Luther nicht gefallen: zu wenig Biss und zu wenig Hass. Fraglich, ob er Einlass zu den nach ihm benannten Veranstaltungen findet, da er von Staat und Kirche mit einem Redeverbot belegt wird.

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12 Antworten zu Luther und das Lutherjahr

  1. Frase0815 schreibt:

    Komisch, wenn ich versuche Luther in die Gegenwart zu transportieren, fallen mir ganz andere mögliche Betätigungsfelder ein. Warum sollte er nicht den Job eines Islamratsvorsitzenden übernehmen? So müsste an seinen Schriften nicht allzu viel geändert werden, jedenfalls nicht an denjenigen, die die Juden betreffen. Damit würde er wohl einem nicht geringen Teil seiner Schäfchen aus der Seele sprechen. Weiterhin wäre er damit ein Musterbeispiel des vorzüglich integrierten Moslems, von denen in den ganzen ÖR-Quatschbuden immer so die Rede ist, wenn es mal wieder darum geht ein paar Nebelkerzen zu zünden.

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    • Aristobulus schreibt:

      Ja, Frase.
      Oder Luther würde die SPD von Grund auf reformieren, indem er sie a) wieder groß und b) wieder stramm sozialistisch machen wird. Den Judenhass ersetzt er durch Antiamerikanismus (geht ganz leicht, weil nur Nuance), und die reformatorische Theatralik, schäumende Großrednerei und sinnlose Unbeugsamkeit werden sich durch die Resozialistisierung ganz von selbst ergeben.

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  2. Aristobulus schreibt:

    Zum spekulativen Seitenhieb via Luthern gegen die AFD bloß zwei ganz unspekulative Fakten:
    1) Die Afd hat noch NIE das Abbrennen von Flüchtlingsheimen vorgeschlagen oder gutgeheißen.
    2) Die AfD tut NICHTS dergleichen, was eine „Hetze gegen Muslime“ sein könnte.

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  3. schum74 schreibt:

    Wer an Karriere denkt, wird den Teufel tun und bei der AfD anheuern. Luther lag sehr an Macht und Zuspruch der Mächtigen. Ergo scheidet die AfD aus. Nein, gesucht wird ein begabter Redner und Schreiber, der sich wortmächtig für Migranten einsetzt, um in ihrem Namen gegen Juden/Zionisten zu hetzen.
    Wir haben keinen. Diffamierung Andersdenkender und Einschüchterung sind kein Ersatz für rhetorisches Talent. Luther, komm zurück! Allah braucht dich.

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  4. ceterum censeo schreibt:

    Nach dem ersten und zweiten Absatz dachte ich spontan: Den druckst Du aus, und tackerst ihn an die häßliche Dorfkirche! Dann wurde es leider immer absurder und sinnloser. Schade. Gute Nacht allerseits!

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  5. Lancelot schreibt:

    In letzter Zeit lese ich ständig „Narrativ“ in den Artikeln dieses Blogs. Ist das das Wort des Jahres? 🙂

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  6. Sophist X schreibt:

    Die Kriege nach der Lutherschen Entzweiung des abendländischen Christentums waren weniger Folge der Entzweiung als der Machtinteressen der jeweiligen Herrscher. Wie bei allen Kriegen vorher und nachher.
    Ansonsten Wird mir von dem Text ein wenig schwindlig.

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