Als in Deutschland Recht zu Unrecht wurde

„Als in Aachen Recht zu Unrecht wurde“
„Das NS-Sondergericht verhängte für kleine Vergehen die Todesstrafe. Viele der Richter machten später trotzdem Karriere.“

Knapp 70 Jahre nach dem Ende der Nazidiktatur erscheint ein Artikel über die Aachener NS-Justiz in der Aachener Zeitung. Das mag einem kritischen Menschen sehr spät vorkommen, dennoch ist es erfreulich, denn „Better late than never!“. Schließlich ist es nicht die Arbeit heutiger Aachener Journalisten, die Vergangenheit ihrer Stadt aufzuarbeiten. Dieses hätte schon längst geschehen sollen! Hätte, hätte, Fahrradkette …

Der Autor Dr. Helmut Irmen (69) ist Anwalt und Vorsitzender des Geschichtsvereins. Sein lesenswertes Buch „Das Sondergericht Aachen 1941-1945“ ist soeben im Fachverlag De Gruyter erschienen und kostet 69,95 €.

Es geht hier nicht um die Rezension eines notwendigen Buches, sondern um die Einstellung der Aachener Zeitung zur NS-Vergangenheit und zu ihrer Bewältigung, worunter die Überwindung des überkommenen Antisemitismus und der Kampf gegen den neuen Antisemitismus zählt. Letzteren nennt man heute politisch korrekt „Israelkritik“, worunter der politisch korrekte islamische Judenhass zählt.

Es reicht aus, die drei Sätze unter der Überschrift zu lesen, um zu erkennen, welcher Wind in den Zeitungsräumen weht.

Als in Aachen Recht zu Unrecht wurde.

Korrekt muss es wie im Buch des Autors Helmut Irmen heißen: ´Als in Aachen Unrecht zu Recht wurde´. Denn die willfährigen Nazi-Richter biegen das geltende Recht bis es ihren Herren gefällt. Somit wird das richterlich angewandte Recht zu Unrecht, solange wir Recht nicht mit Gerechtigkeit verwechseln.

Der verdrehte Zeitungssatz: „Als in Aachen Recht zu Unrecht wurde“ suggeriert dem Leser, dass der Hitlerfaschismus rechtmäßig gewesen ist, auch wenn wir heutigen verweichlichten Demokraten dieses Nazirecht als hart und Unrecht empfinden. Denn die 1.000 Jahre zwischen 1933 und 1945 sind hart, viel härter als heute! Harte Zeiten erfordern harte Gesetze! Auch einer, der sich für einen Demokraten hält, kann so denken!

Der Journalist des Artikels hätte lediglich das nicht übermäßig lange Vorwort des Buches durchzublättern gebraucht, um es zu verstehen.

Das NS-Sondergericht verhängte für kleine Vergehen die Todesstrafe. Viele der Richter machten später trotzdem Karriere.

Auch hier lassen die gedruckten Worte ein gewisses Verständnis für die Richter und ihrer Zeit erahnen. Der zweite Satz hätte lauten sollen: Viele der Richter machten später deshalb Karriere.

Es gibt ein Bonmot, das Churchill (?) zugeschrieben wird:

Die Deutschen sind perfekte Nationalsozialisten gewesen, heute sind sie perfekte Demokraten und perfekte Kommunisten. In Wahrheit sind die Deutschen weder Nationalsozialisten, noch Demokraten oder Kommunisten. Sie sind lediglich perfekt!

Nazi-Richter, Nazi-Soldaten u.ä. werden klag- und nahtlos in das demokratische System des Westens und in das kommunistische System des Ostens übernommen, weil man ihre Fähigkeiten schätzt und sie zum Staatsaufbau braucht. Ab 1989 werden ostdeutsche Politiker und Rechtsanwälte, darunter wohl auch einige (?) Stasi-Angehörige, in die Demokratie eingeschleust. Die Deutschen haben keine Probleme damit, von Diktaturen in die Demokratie überzuwechseln. Auch andersherum fällt es ihnen nicht schwer. Denn jegliche Freiheiten haben sie sich nicht erkämpft, sondern bekämpft! Die Freiheiten sind ihnen aufgedrängt worden. Erst heute könnte man beginnen, von einer deutschen Demokratie zu sprechen, weil die „Urdemokraten“ zwischenzeitlich ausgestorben sind.

Wer glaubt, dass das ostdeutsche Volk die kommunistische Diktatur in der DDR beseitigt hat, möge folgende Zahlen vergleichen: Wie viele DDR-Bürger sind 1989 voller Mut auf die Straße gegangen? Wie viel mehr ehemalige DDR-Bürger wählen heute noch beinahe 30 Jahre nach dem Sturz der Diktatur frei und geheim die Diktatur-Nachfolgepartei?

Wer sich für deutsche Gesellschaft und Politik interessiert, wird zu dem Schluss kommen, dass westliche Werte es sehr schwer haben, sich in Deutschland zu behaupten. Ein Unrecht-Regime kann sich jederzeit erneut etablieren. Die notwendigen Werkzeuge stehen allseits bereit. Auch in Aachen.

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